Seite:Die Kirche und Die Juden.djvu/29

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der Geschichtsforscher Damberger,[1] von einer gewissen Sorte Menschen gar gern geglaubt, am liebsten von jenen, deren Schuldscheine bei Hebräern gefangen lagen. Die Obrigkeit zeigte selten Mut und Kraft genug, der Unordnung zu wehren, so daß die Judenhetze so epidemisch wie die Pest um sich griff. „Ein Racheschrei,“ bemerkt der Geschichtschreiber W. Menzel[2] zu dieser Judenhetze, „ging durch ganz Europa, und überall fiel das gemeine Volk der Christen über die Juden her. Die Hauptschlächterei begann zu Bern in der Schweiz und verbreitete sich den Rhein abwärts und dann über ganz Deutschland. Der Rat in Basel wollte seine Juden retten, wurde aber vom Volke gezwungen, sie alle auf einem Haufen lebendig verbrennen zu lassen. In Straßburg wurde der Stadtrat gestürzt, weil er die Juden retten wollte. Man verbrannte sie hier auf einem großen Holzstoße auf ihrem Gottesacker; es sollen ihrer zweitausend gewesen sein. Schöne Judenmädchen, die von christlichen Jünglingen aus dem Feuer gerettet wurden, stürzten sich freiwillig wieder in die Glut. In Speier verbrannten sich die Juden in ihrem Stadtviertel selbst. In Mainz allein wurden 12,000 Juden erschlagen, in Erfurt 6000, in Lübeck 9000, und so im Verhältnis überall, wobei man erstaunen muß, wie viele Juden es damals schon in Deutschland gab.“ Sie wurden in allen deutschen Städten umgebracht, außer in Regensburg und Heidelberg. In Nürnberg erbaute auf dem Platze der zerstörten Synagoge der Juden Kaiser Karl IV. die Liebfrauenkirche als kaiserliche Kapelle. Die Juden, die sich flüchten konnten, flohen nach Polen, wo König Kasimir aus Liebe zu einer Jüdin sie beschützte.

Dieser Kasimir, der mit Unrecht den Beinamen des Großen führt, war üppig und frivol von früher Jugend an. Er hielt sich einen Harem, als wenn er ein Türke gewesen wäre. In diesem Harem befand sich auch eine Jüdin, Esther mit Namen, der es gelang, ihn längere Zeit zu fesseln, und die königliche Gunst für die Juden auszubeuten. „Durch sie,“ sagt W. Menzel,[3] „wurden dem unglücklichen Polen alle Juden aufgeladen, die aus anderen Ländern, namentlich auch aus Rußland, damals verbannt wurden. Der König bewilligte seiner Dirne alles, und indem sie die Rolle der biblischen Esther wiederholen wollte, rief sie von aller Welt Enden her die Juden ins Land und privilegierte sie. Dieses Judenvolk lastet seitdem auf Polen wie ein immerwährender Heuschreckenfraß; denn es arbeitet nichts, sondern lebt nur von der Arbeit der polnischen Christen, hat das Monopol der Wirtshäuser, verleitet daher das Volk zum Trunke, leiht dem verschuldeten Adel und saugt ihn wie das Volk selbst aus.“

Menzels Urteil ist auch diesmal, wie fast jedesmal, wenn es sich um die Juden handelt, etwas hart; ich bin von Geschichtskennern auf einzelne Thatsachen aufmerksam gemacht worden, die zur Richtigstellung obigen Urteils von Wichtigkeit sind, und ich erachte mich darum für verpflichtet, zur Steuer der Wahrheit diese Thatsachen hier mitzuteilen.


  1. c. l. XV. 54.
  2. c. l. VI. 11.
  3. c. l. V. 487.
Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Frank: Die Kirche und die Juden. Manz, Regensburg 1893, Seite 21. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Kirche_und_Die_Juden.djvu/29&oldid=- (Version vom 31.7.2018)