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Vorsicht und Behutsamkeit bei ihrem Geschäfte zu Werke gehen müssen. Diese Art der Aufsuchung ist jedoch nicht so ganz leicht und wenigstens für die Gesundheit nicht so gefahrlos, als es für den ersten Anblick den Anschein haben mag[1]. Zwar haben die Müller die Verpflichtung auf sich, da, wo die Perlensucher es für nöthig finden, indem sie der Tiefe des Wassers wegen oft die Muscheln nicht erreichen können, die Mühlwehre abzulassen und die Mühlgräben zu öffnen; allein es bleiben dabei immerhin Stellen genug, wo es nicht anders möglich ist, als die Muscheln mit den bloßen Fußzehen aufzusuchen, um sie dann vermittelst des Instruments herausholen zu können und wie beschwerlich und zumeist bei schon vorgerückter Jahreszeit der Gesundheit des Körpers nachtheilig dieses Geschäft sein muß, fällt wohl von selbst in die Augen. Zwar hat man zu Erleichterung und Vereinfachung dieses Geschäfts in Vorschlag gebracht, die Muscheln, welche keine Perlen enthalten und blos zur Fortpflanzung bestimmt sind, an besondere hierzu geeignete Stellen zu versetzen; diejenigen aber, in denen Perlen im Wachsthume begriffen seien, an solche Orte zu bringen, wo sie keiner Gefahr und Beschädigung ausgesetzt und leicht und bequem wieder zu finden wären. Allein dieser Vorschlag trägt das Unpractische, Unausführliche und Gefährliche an der Stirne. Denn nicht nur, daß es namentlich in der Elster rein unmöglich ist, alle Muscheln eben der vielen Tiefen halber genau zu übersehen und oft an


  1. Die Perlenfischer in den bayrischen perlenhaltigen Gewässern, welche Perlenförster genannt werden, gehen nicht selbst in das Wasser, um die Perlenmuscheln zu suchen, sondern haben Taglöhner bei sich, welche die Muscheln aus den Gewässern herauswerfen, worauf sie dann untersucht werden. Es ist dieß ein dem in Schottland üblichen Verfahren ähnliches und minder beschwerlich und gefährlich, als das der Elsterperlenfischer, aber nicht so practisch und zuverlässig. –
Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottlieb Jahn: Die Perlenfischerei im Voigtlande. Selbstverlag des Verfassers, Oelsnitz 1854, Seite 48. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Perlenfischerei_im_Voigtlande.pdf/56&oldid=- (Version vom 31.7.2018)