kleine Kapelle, Sanct Veit, und einen dabei liegenden Friedhof noch mannigfachere Beziehungen erhält. Die Höhlen des Felsenballs, in welchen früher Einsiedler gewohnt zu haben scheinen, sind in jüngster Zeit um eine vermehrt. Der ganze Felsen wurde nämlich für die rheinische Eisenbahn untergraben, und dieser Höhlengang ist beiderseitig durch prächtige Thorvorsprünge geschmückt, die in der Baupräge des Mittelalters sich an die Trümmer anreihen, welche auf der Spitze des Felsens noch sichtbar sind. Diese Trümmer bildeten ehedem ein stolzes Ritterschloß, dessen Anblick die weite Gegend in Furcht und Schrecken setzte. Die Herren vom Istein waren gewaltige Bauern-Unterdrücker, zuletzt gefährliche Wegelagerer, die schon vor dem großen Bauernkriege die Rache des Volkes gegen sich heraufbeschworen. Im Jahre 1409 zogen die Bürger von Basel, durch die Bewohner der Umgegend verstärkt, so daß sie ein Heer von 5000 Streitern in’s Feld stellen konnten, gegen die Veste, und erstürmten dieselbe trotz des tapfersten Widerstandes gleich am ersten Tage, am 12. des Reifmonds. Die Sieger zerstörten die Veste dergestalt, daß sie nicht wieder zur Herberge der Wegelagerer dienen konnte. Aber sie begnügten sich nicht mit einfacher Zerstörung der Raubburg, sondern luden deren Quadern auf Schiffe, führten diese gen Basel und erbauten dort von denselben das Rheinthor, als herrliches Sieger-Denkmal. Sie schenkten ferner 382 Umwohnern, welche mitgekämpft hatten, zum Lohne der Tapferkeit das Basler Bürgerrecht. Jetzt steht auf dem höchsten Flecke des Felsens über den Trümmern eine kleine Holzhütte, dem Besucher Schatten und Schirm gegen des Wetters Ungemach zu geben. Man hat bei dieser Hütte eine Aussicht, wie der Rhein sie wohl nicht wieder bietet. Von Basel ab sieht man den Fluß, der gerade unten am Fuße des steilrechten Felsens sich um unzählige Werder zu winden beginnt; über dem Flusse liegt der ganze Sundgau,
Heinrich Schreiber: Die Volkssagen der Stadt Freiburg im Breisgau. Franz Xaver Wrangler, Freiburg 1867, Seite 108. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Volkssagen_der_Stadt_Freiburg_im_Breisgau.djvu/114&oldid=- (Version vom 31.7.2018)