zeigen, daß er den ersten Dank davon trug, welcher ihm durch die junge Gräfin v. Thierstein gespendet wurde. – Die Freude des Sieges, die Spenderin der Siegesgabe, das Bankett, welches mit dem Turnier verbunden ward und mehrere Tage nach demselben fortdauerte, übten auf den jungen Ritter einen mächtigen Zauber. Das sanfte, anspruchslose Fräulein v. Sponeck trat immer mehr in den Hintergrund, dafür füllte die glänzende Gräfin Bertha v. Thierstein die ganze Seele des Ritters, fesselte ihn so, daß er außer ihr kein Heil mehr kannte. Der Graf v. Thierstein schien mit Freuden zu bemerken, daß die Tochter sich zu dem tapfern Isteiner hingezogen fühlte, schien gern zu sehen, daß jeder Festauftritt die jungen Leute näher brachte, verlängerte diese Festauftritte geflissentlich und legte dem Ritter jedesmal neue Hindernisse in den Weg, wenn sein Mund von der Abreise sprach, zu der er sich im Herzen doch so ungern anschicken mochte. – Bald war denn auch eine ordentliche Bewerbung vorgegangen, die Liebesleute umarmten sich als Brautleute mit der Bewilligung des Grafen, der des jungen Ritters Verhältniß zu dem Fräulein v. Sponeck nicht kannte.
Wußte man auf Thierstein wenig von dem alten Verhältniß Veit’s, so trugen dagegen geschäftige Zungen um so rascher nach Sponeck die Kunde von der neuen Brautschaft des Ritters. Anfangs hatte Jutta diesen Gerüchten nicht glauben wollen; als sie sich aber stets wiederholten, stets beunruhigender klangen, verfehlten sie nicht, Kopf und Herz der Jungfrau in Gluth zu setzen, und sie beschloß, der Wahrheit des Gerüchts nachzuforschen. In jenen Zeiten, wo noch die kindliche Frömmigkeit, der kindliche Glaube, der jetzt kaum in der Hütte gefunden wird, in der Burg des Ritters, im Schlosse des Königs herrschte; fiel es dem Mädchen nicht schwer, sich, ohne Aufsehen zu erregen, aus dem elterlichen Hause zu entfernen, allein zur Spähe zu
Heinrich Schreiber: Die Volkssagen der Stadt Freiburg im Breisgau. Franz Xaver Wrangler, Freiburg 1867, Seite 110. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Volkssagen_der_Stadt_Freiburg_im_Breisgau.djvu/116&oldid=- (Version vom 31.7.2018)