Es ist ein Bild aus alten Tagen,
Von wem es ist? Man weiß es nicht,
Und nur in manchen Wundersagen
Erwähnung von dem Bild geschicht.
Noch hat der Glaube frisch geblüht;
Als Gott den frommen Christenschaaren
Das wundersame Bild beschied.
Ein Hirtenmädchen, fromm und reine
Rings weidete im Sonnenscheine
Die Heerde durch das grüne Gras.
Da sah ihr Aug ein funkelnd Blitzen,
Noch ahnte sie nicht, was es war,
Und wie Smaragd, so ward es klar.
Aus Wolken klang ein lieblich Singen,
Nicht war es ird’sche Melodei;
Mit zartgewebten Silberschwingen
Das Mägdlein ging, um anzuschauen
Das Wunder; doch es bebt zurück,
Schnell eilt es von den grünen Auen
Verkündend all ihr Heil und Glück.
Von ird’schen Meistern nicht gemacht,
Umblitzt von einem Strahlenkranze
Gewahrte sie in selt’ner Pracht.
Heinrich Schreiber: Die Volkssagen der Stadt Freiburg im Breisgau. Franz Xaver Wrangler, Freiburg 1867, Seite 20. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Volkssagen_der_Stadt_Freiburg_im_Breisgau.djvu/26&oldid=- (Version vom 31.7.2018)