Seite:Die fröhliche Wissenschaft-1887-Nietzsche.djvu/347

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

 An Goethe.

Das Unvergängliche
Ist nur dein Gleichniss!
Gott der Verfängliche
Ist Dichter-Erschleichniss …

5
Welt-Rad, das rollende,

Streift Ziel auf Ziel:
Noth – nennt’s der Grollende,
Der Narr nennt’s – Spiel …

Welt-Spiel, das herrische,

10
Mischt Sein und Schein: –

Das Ewig-Närrische
Mischt uns – hinein! …


 *     *     *


 Dichters Berufung.

Als ich jüngst, mich zu erquicken,
Unter dunklen Bäumen sass,
Hört’ ich ticken, leise ticken,
Zierlich, wie nach Takt und Maass.

5
Böse wurd’ ich, zog Gesichter, –

Endlich aber gab ich nach,
Bis ich gar, gleich einem Dichter,
Selber mit im Tiktak sprach.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Nietzsche: Lieder des Prinzen Vogelfrei. E. W. Fritzsch, Leipzig 1887, Seite 337. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_fr%C3%B6hliche_Wissenschaft-1887-Nietzsche.djvu/347&oldid=- (Version vom 31.7.2018)