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Im Fliegen lernt’ ich, was mich äffte, –
Schon fühl’ ich Muth und Blut und Säfte

20
Zu neuem Leben, neuem Spiel …


Einsam zu denken nenn’ ich weise,
Doch einsam singen – wäre dumm!
So hört ein Lied zu eurem Preise
Und setzt euch still um mich im Kreise,

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Ihr schlimmen Vögelchen, herum!


So jung, so falsch, so umgetrieben
Scheint ganz ihr mir gemacht zum Lieben
Und jedem schönen Zeitvertreib?
Im Norden – ich gesteh’s mit Zaudern –

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Liebt’ ich ein Weibchen, alt zum Schaudern:

„Die Wahrheit“ hiess dies alte Weib …


 *     *     *


 Die fromme Beppa.

So lang noch hübsch mein Leibchen,
Lohnt’s sich schon, fromm zu sein.
Man weiss, Gott liebt die Weibchen,
Die hübschen obendrein.

5
Er wird’s dem armen Mönchlein

Gewisslich gern verzeih’n,
Dass er, gleich manchem Mönchlein,
So gern will bei mir sein.

Kein grauer Kirchenvater!

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Nein, jung noch und oft roth,

Oft trotz dem grausten Kater
Voll Eifersucht und Noth.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Nietzsche: Lieder des Prinzen Vogelfrei. E. W. Fritzsch, Leipzig 1887, Seite 340. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_fr%C3%B6hliche_Wissenschaft-1887-Nietzsche.djvu/350&oldid=- (Version vom 31.7.2018)