Gustav Schaefer: Die geschichtliche Entwickelung des Thierschutzes | |
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Gefängnisstrafe oder verhältnissmässiger, der Ortsarmenkasse anheim fallender Geldstrafe geahndet werden. Die Untersuchung- und Bestrafung- solcher Vergehen gehört vor die Polizeiobrigkeit, tritt aber nur ein, wenn dieselben öffentlich begangen oder ihr angezeigt sind.
Erwähnenswerth ist hierbei, dass sich das bereits gedachte Votum des Ministers von Kampfe auf das zu Leipzig im Jahre 1840 erschienene Werk:
stützt. Dieses Werk hatte aber den damaligen Advokaten, späteren Legationsrath H. W. von Ehrenstein in Dresden zum Verfasser, jenen hochverdienten Mann, dem wir die Gründung unseres Vereins verdanken. Das Beispiel zur Gründung von Thierschutz-Vereinen war bereits in London gegeben und zwar durch denselben Richard Martin, der das Thierschutz-Gesetz im englischen Unterhause angeregt hatte. Der Londoner Thierschutz-Verein trat am 16. Juni 1824 unter dem Namen „Society for the prevention of cruelty to animals" ins Leben, es ist der grösste derartige Verein auf der ganzen Erde und hat eine Jahres-Einnahme von 22,500 Pfund (= 450,000 Mark), worunter allein 11,100 Pfund (= 220,000 Mark) feste Zinsen von Legaten. Dem Thierschutz-Verein in London, welcher die hohe Auszeichnung des Protektorates Ihrer Majestät der Königin geniesst, unterstehen ca. 100 über England zerstreute Filialen.
In Deutschland entstand der erste Thierschutz-Verein am 17. Juni 1837 in Stuttgart. Der dortige Archidiaconus Albert Knapp gab die erste Anregung hierzu. Bald folgten gleichartige Vereine in Gannstadt und Nürnberg; im Jahre 1841 begründete der um die Entwickelung des Thierschutzes in Deutschland sehr verdiente Hofrath Perner in München auch in der bayerischen Residenz einen Thierschutz -Verein.
So schwach war aber damals noch die Theilnahme des grossen Publikums an den Thierschutzbestrebungen, dass die zuerst gegründeten Thierschutz-Vereine nach und nach wieder eingingen, um erst nach Jahren des Stillstandes wieder aufzuleben.
Nur unser, der Dresdner Verein, dessen Gründungstag der 9. August 1839 ist, hat sich von Anfang an gedeihlich entwickelt und kann nunmehr auf eine 50jährige Wirksamkeit zurückblicken.
Damit war in Dresden der Anfang mit einer Kulturinstitution gemacht, der von jeher viele erleuchtete Geister das Wort geredet haben.
Gustav Schaefer: Die geschichtliche Entwickelung des Thierschutzes. Verlag des Vereins zum Schutze der Thiere, Dresden 1889, Seite 14. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_geschichtliche_Entwicklung_des_Thierschutzes.pdf/18&oldid=- (Version vom 5.9.2024)