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Seite:Die zehnte Muse (Maximilian Bern).djvu/12

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Verschiedene: Die zehnte Muse



Aber abends um diese Zeit
Trage ich mein lila Kleid,
Lach’ in dem erhellten Haus

20
Alle die Männerblicke aus,

Schwenk’ ich wie keine mein schönes Bein
In den Menschenraum hinein,
Glühen meine Lippen rot,
Tanz’ ich über Leben und Tod.

Emanuel von Bodman.






Die giftige Blume.

Im Sonnengold, im Mondenschein,
Wer schaut nach mir? Ich steh’ allein!
Und trag’ ich Gift im Kelche auch,
Glanz ist mein Leben und Duft mein Hauch.

5
„Glanz ist dein Leib und Duft dein Hauch,

Du Blume mit dem Flammenaug’!
Dein Gruss berauscht wie Weinesschaum,
O lass’ mich ruh’n hier tief im Traum!“

Wohl bin ich jung, wohl bin ich schön;

10
Lass’ mich allein und einsam stehn!

Lass’ mich verblüh’n auf öder Trift, –
Ich bin nur schön in meinem Gift.

„Und bringst du mir auch Todesleid,
So helf’ mir Gott zur Seligkeit!

15
Dein süsser Hauch trifft mein Gesicht,

Von meiner Brust lass’ ich dich nicht!“ – –

Du warst doch ein so rascher Gast,
Und bist so bald vor mir erblasst;
Wirr ist dein Geist, erlahmt die Schwing’,

20
Schlaf ein zum Tod, du armes Ding!


Und trägt man dich zu Grabe dann,
Fang ich auf’s neu’ zu duften an:
Im Sonnengold, im Mondenschein,
Wer schaut nach mir? Ich steh’ allein!

Richard Leander.


Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die zehnte Muse. Otto Elsner, Berlin 1904, Seite 6. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_zehnte_Muse_(Maximilian_Bern).djvu/12&oldid=- (Version vom 1.1.2017)