Verschiedene: Die zehnte Muse | |
|
Der Spittelleute Klagelied.
Wir armen Spittelleute,
Was haben wir zu thun!
Wir müssen morgens früh aufstehn,
Und wenn wir das Gebet gesprochen,
Und unsre Morgensuppe kochen.
Wir armen Spittelleute,
Was haben wir zu thun!
Dann müssen wir um halber zehn
Und wied’rum an dem Herde stehn
Und unser Mittagsmahl bereiten.
Wir armen Spittelleute,
Was haben wir zu thun!
Kaum kann man sich des Schlafs erwehren,
Gleich muss man wieder munter sein,
Das Vesperbrötchen zu verzehren.
Wir armen Spittelleute,
Ist nun auch endlich das geschehn,
So wird es Abend unterdessen;
Wir möchten gern zu Bette gehn,
Und müssen noch zu Nacht erst essen.
Was haben wir zu thun!
Gottlob, bald endigt sich die Not!
So denkt man wohl, o ja – mit nichten!
Wir müssen nach dem Abendbrot
Wir armen Spittelleute,
Was haben wir zu thun!
Nun ist es doch zum Ausruhn Zeit!
O nein! wir dürfen noch nicht schlafen;
Erst reinigt Teller, Krug und Hafen!
Verschiedene: Die zehnte Muse. Otto Elsner, Berlin 1904, Seite 124. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_zehnte_Muse_(Maximilian_Bern).djvu/130&oldid=- (Version vom 31.7.2018)