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Verschiedene: Die zehnte Muse


Dörpertanzweise.

Den Finken des Waldes
Die Nachtigall ruft:
Vom Geigenstrich hallt es
Goldrein durch die Luft.

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Ihr Zwitschrer, ihr Schreier,

Spart nur den Diskant,
Der Heini von Steyer
Ist wieder im Land.

Flickschuster in Gaden

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Schwingt’s Käpplein und spricht:

Der Himmel in Gnaden
Vergiss unsrer nicht.
Sohlleder wird teuer,
Bundschuh platzt am Rand,

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Der Heini von Steyer

Ist wieder im Land.

Schon schwirren zur Linde,
Berückt und entzückt,
Die lieblichen Kinder

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Mit Kränzen geschmückt.

Wo säumen die Freier,
Manch Herz steht im Brand,
Der Heini etc.

Der aber hebt schweigend

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Die Fiedel zur Brust,

Halb brütend, halb geigend
Des Volks unbewusst.
Leis knisternd strömt Feuer
Um Saiten und Hand,

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Der Heini etc.


Im Gärtlein der Nonnen
Auf blumiger Höh’
Lehnt eine am Bronnen
Und weint in den Klee.

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O Gürtel, o Schleier,

O schwarzes Gewand,
Der Heini etc.

J. V. v. Scheffel.


Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die zehnte Muse. Otto Elsner, Berlin 1904, Seite 147. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_zehnte_Muse_(Maximilian_Bern).djvu/153&oldid=- (Version vom 31.7.2018)