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Seite:Die zehnte Muse (Maximilian Bern).djvu/191

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Verschiedene: Die zehnte Muse


5
Jene Burg auf steiler Höhe

Nenn’ ich abgeschmackt und dumm,
Meinem Auge thut sie wehe,
Wie der Fluss, der gänzlich krumm.

Jene Mühl’ in wüsten Klüften

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Giebt mir gar zu rohen Schall,

Aber ein gesundes Düften
Weht aus ihrem Eselsstall.

Dass hier Schlüsselblumen stehen,
Hätt’ ich das nur eh’ gewusst!

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Muss sie schnell zu pflücken gehen,

Denn sie dienen meiner Brust.

Kräuter, die zwar farbig blühen,
Doch zu Thee nicht dienlich sind,
Doch nicht brauchbar sind zu Brühen,

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Ueberlass’ ich gern dem Wind.
Justinus Kerner.






Urteil.

Der Frühling kam zum Kritikaster
Und bat um sein Urteil. – Der sann und sann,
Endlich an seine Brille fasst’ er,
Rückte sie, blähte sich und begann:

5
»Ihr seid noch jung. . der Mut ist zu loben . .

Die Form . . hm . . nicht übel . . die Leidenschaft glüht . .
Nur seid ihr zu . . wild, müsst zu Ende erst toben:
Vielleicht, dass dann euch der Lorbeer blüht . .!«

- »Ich dank’ euch, mein lieber Herr Magister,

10
Doch das will mir garnicht in den Sinn!

Ihr macht mich wahrhaftig nicht zum Philister –
Dann bleib’ ich der Stümper, der ich bin!«

Leonhard Wetzlar.


Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die zehnte Muse. Otto Elsner, Berlin 1904, Seite 185. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_zehnte_Muse_(Maximilian_Bern).djvu/191&oldid=- (Version vom 14.3.2019)