Verschiedene: Die zehnte Muse | |
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Im Osten an zu grauen fing,
Und seufzend es von dannen ging.
Die auch kein Auge zugethan,
Und alle beide klagten sich,
Wie elend und wie jämmerlich
Sie beiderseits die vor’ge Nacht
Ich seh’ wohl, wo der Knoten sitzt,
Sprach drauf das Podagra. Dir nützt
Zum Aufenthalte kein Palast;
So wie ich niemals Ruh’ und Rast
Drum geh du zu dem armen Mann,
Und ich will deine Junker seh’n,
So soll das Ding wohl besser geh’n.
Dies waren beide wohl zufrieden,
Den Weg, so wie der Abend kam.
Das Podagra, voll Hoffnung, nahm
Zum Schloss des Junkers seinen Gang;
Und mit welch freudigem Empfang
Kaum sah er es gehinket kommen,
So nahm er’s höflich bei der Hand,
Führt’s in sein Zimmer; drinnen stand
Ein Sofa mit viel weichen Kissen,
Und sprach: »Ihr Gnaden fordern dreist,
Was Ihrem Gaum’ willkommen heisst.«
Drauf rief er seine Diener her;
Da ward der Tisch nicht einmal leer
Von Schokolad’ und Limonade.
Alsdann ward von der Schüsseln Menge
Die grosse Tafel fast zu enge;
Denn alles, was die Schmausewelt
War so im Ueberflusse da,
Als wär’ es in Hammonia.
Die Weine, ja wer kann die zählen?
Gewiss! hier durfte keiner fehlen,
Verschiedene: Die zehnte Muse. Otto Elsner, Berlin 1904, Seite 248. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_zehnte_Muse_(Maximilian_Bern).djvu/254&oldid=- (Version vom 31.7.2018)