Verschiedene: Die zehnte Muse | |
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Es ist nicht gut, es ist nicht schön,
Ich sollt’ nicht mit ihm geh’n.
Doch bleib ich einsam hier –
Um Mitternacht – der Tanz ist aus –
Er geht mit mir nach Haus.
Nehm’ ich ihn mit in’s Stübchen ein?
Ach nein, das darf nicht sein,
Wer giebt mir ’was dafür?
Ja, Du bist schön, und ich bin jung,
Und das ist mir genung.
Die Welt ist schlecht, und ich bin schlecht.
Wer dankt mein Leben mir?
Wer giebt mir ’was dafür?
Der alte Steinschläger.
Ich sitze hier am Wege
Und breche Stein um Stein,
Und höre des Hammers Schläge –
Wann wird’s der letzte sein?
Verschlissen mein Gewand,
Mein Antlitz gefurcht und wetterhart,
Und schwielig meine Hand.
Doch klopf’ ich wie es mir beliebt,
Und wenn Erinn’rung mich betrübt,
Schlag’ ich, dass hell der Funken stiebt,
Und denke, unter meinem Streich
Zerschell’ manch steinern Herz.
Die gehen fein bei Seit’!
Sie sieht mich bangen Auges an
Und mein verschimmelt Kleid.
Verschiedene: Die zehnte Muse. Otto Elsner, Berlin 1904, Seite 279. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_zehnte_Muse_(Maximilian_Bern).djvu/285&oldid=- (Version vom 31.7.2018)