Verschiedene: Die zehnte Muse | |
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Als ihr Geburtstag sich gejährt,
Zur Frühmess’ ohne Zieren,
Da macht’ der Turm der schönen Cenz
Die allertiefste Reverenz,
Um ihr zu gratulieren
Der alte Herr blieb krumm und schief
Vor allzuviel Ekstase!
Nun harrt er einer reinen Maid,
Die zieht ihn nach der andern Seit’,
Wohl kommt so manches Mägdelein
Und scheint gar fromm und tugendrein,
Und doch – – und doch – – wie schade,
Es muss halt doch ein Häklein han,
Wird nimmermehr gerade!
’s Dirndl.
(In oberbayrischer Mundart.)
Drob’n auf der Alm, da hockt a Herr,
Der kimmt schier bis von Preussen her,
Ausländ’risch schaugt er si’ scho’ recht.
Deutsch kann er a bisl’, aber schlecht.
Kann ich ein Töpfchen Milch wohl haben?«
»Recht gern,« sagt d’ Sennd’rin, »wenn i’s hätt’,
Aber koa Frau, dös bin i net.«
»I, ist an Milch hier solche Not?
»Recht gern,« sagt’s, »wenn i nur oans hätt’,
Aber koa Fräul’n bin i net.«
»Na, Jungfrau, sei’n Sie nur nicht böse,
Denn jiebt’s doch wohl ’n Stückchen Käse?«
Aber’ koa Jungfrau bin i net.«
Verschiedene: Die zehnte Muse. Otto Elsner, Berlin 1904, Seite 341. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_zehnte_Muse_(Maximilian_Bern).djvu/347&oldid=- (Version vom 31.7.2018)