Verschiedene: Die zehnte Muse | |
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Dereinst.
Wie werden wir wohl einstens träumen
Von unsrer Jugend! – schmerzdurchglüht,
Wenn jener Lenz, den wir versäumen,
Nur mehr in fernen Enkeln blüht!
Gereuen, die wir nicht getauscht
In süsser Minne, Mund an Munde!
Noch ist es Lenz – der Lenz verrauscht.
O komm! O weck dein Herz, das heisse!
Gieb mir die Hand, die schwanenweisse,
Und folge deinem heissen Blut!
Hingebung.
Dir geb’ ich mich und will es nie bereuen,
Was auch die Welt, die liebeleere, spricht;
Und keines Wortes Stachel will ich scheuen,
Mag mich die Menge schmäh’n – mich schreckt es nicht!
Mein ganzes unschuldsvolles junges Sein;
Und hätte ich dereinst noch hundert Leben,
Sie alle wollt’ ich reuelos dir weihn!
Liebesnacht.
Still ist der Abend,
Linde und labend
Sinkt sie zur Erde, die träumende Nacht.
Scheu und voll Sehnen,
Stehst du vor mir in entschleierter Pracht.
Verschiedene: Die zehnte Muse. Otto Elsner, Berlin 1904, Seite 69. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_zehnte_Muse_(Maximilian_Bern).djvu/75&oldid=- (Version vom 31.7.2018)