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Seite:Die zehnte Muse (Maximilian Bern).djvu/81

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Verschiedene: Die zehnte Muse


Ich liebe meine Schäferin.

Wohl dem, der weit von hohen Dingen
Den Fuss stellt auf der Einfalt Bahn;
Wer seinen Mut zu hoch will schwingen,
Der stösst gar leichtlich oben an.

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     Ein jeder lobe seinen Sinn,

     Ich liebe meine Schäferin.

Ein hohes Schloss wird von den Schlägen
Des starken Donners mehr berührt;
Wer weit will, fällt oft aus den Wegen

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Und wird durch seinen Stolz verführt.

     Ein jeder lobe seinen Sinn,
     Ich liebe meine Schäferin.

Auf grosser See sind grosse Wellen,
Viel Klippen, Sturm und harter Wind;

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Wer klug ist, bleibet bei den Quellen,

Die in den grünen Wäldern sind.
     Ein jeder lobet seinen Sinn,
     Ich liebe meine Schäferin.

Hat Phyllis gleich nicht Gold und Schätze,

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So hat sie doch, was mir gefällt;

Womit ich mein Gemüt ergetze,
Wird nicht gekauft um Gut und Geld.
     Ein jeder lobe seinen Sinn,
     Ich liebe meine Schäferin.

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Man steht bei reicher Leute Pforte

Sehr oft, und kömmt doch selten ein;
Bei ihr bedarf es nicht der Worte:
Was ihr ist, ist nicht minder mein.
     Ein jeder lobe seinen Sinn,

30
     Ich liebe meine Schäferin.


Ist sie gleich nicht von hohem Stande,
So ist sie dennoch aus der Welt:
Hat sie gleich keinen Sitz im Lande,
Sie selbst ist mir ein weites Feld.

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     Ein jeder lobe seinen Sinn,

     Ich liebe meine Schäferin.

Martin Opitz von Boberfeld.
(1597–1639.)


Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die zehnte Muse. Otto Elsner, Berlin 1904, Seite 75. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_zehnte_Muse_(Maximilian_Bern).djvu/81&oldid=- (Version vom 31.7.2018)