Seite:Die zehnte Muse (Maximilian Bern).djvu/83

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Verschiedene: Die zehnte Muse


Und lieben thut’s mich, Zapperlot!
Das weiss, was lieben heisst,
Und küsst es mich, – Schockschwerenot!

20
Ich denk’ manchmal, es beisst.


Doch weiter kriegt ihr nichts heraus,
Und fragt ihr früh und spat,
Es kratzt mir sonst die Augen aus,
Wenn ich noch mehr verrat’.

Julius Wolff.





Das Nest.

Ein Weissdorn steht am Bachesrand
Mit vielen tausend Blüten,
In seinen Zweigen tief versteckt
Rotkehlchen friedlich brüten.

5
Wenn abends auf dem Weg zur Stadt

Ich dort vorüber gehe,
Neid’ ich sie um ihr trautes Nest
Und ihre junge Ehe.
Und deiner denk’ ich, treues Lieb,

10
Mit thränenschwerem Leide,

Weil ich zu arm bin, um zu bau’n
Ein Nest auch für uns beide.

Heriberta von Poschinger.





Mir ist es gleich!

Ich weiss, dass deine Liebe
Verkäuflich ist;
Ich weiss, dass dir der Reichste
Der Liebste ist;

5
Ich weiss, dass diese schäumenden Extasen

Erheuchelt sind,
Dass sie nur künstlich deinen Leib durchrasen,
Mein bleiches Kind;
Ich weiss, dass dieses traumverlor’ne Flüstern,

10
Dass dieser liebesirre, heisse Blick

Ein wohlgeübtes und ein oft erprobtes
Komödienstück;
Und dennoch fühl’ ich mich an deinem Busen
Beglückt und reich;

15
Ob Wahrheit oder Lüge diese Liebe,

Mir ist es gleich!

Felix Dörmann.


Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die zehnte Muse. Otto Elsner, Berlin 1904, Seite 77. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_zehnte_Muse_(Maximilian_Bern).djvu/83&oldid=- (Version vom 31.7.2018)