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I. Abschnitt.
Ureinwohner.
(Vorchristliche Zeit.)

Was wir von den ältesten Bewohnern unseres Deutschlands, den Celten und Germanen wissen, verdanken wir vorzüglich dem C. Julius Cäsar, dem ersten Römer, welcher weitläufig und aus eigener Ansicht von den Deutschen sprach († 44 v. Chr.), sodann dem C. Cornel. Tacitus, welcher im J. 98 n. Chr. ein eigenes Buch über Germania *)[1] geschrieben. Unzuverlässiger sind Strabo (Geogr.), Vellejus Paterculus und Plinius der Ältere (Histor. natural.). Von dem Urstamm, den Celten, unterschied man seit Cäsar den germanischen Stamm. Einer der drei Hauptzweige, in welche sich die Germanen theilen, sind die in unserer Gegend heimischen Sueven (Hermionen), oder Schwaben. Die Völkerschaft dieses Stammes, welche am Kocher und Neckar wohnte und von da bis an den Main sich erstreckte, war nach Sattler (Geschichte des Herzogth. Württemberg S. 53) – der Vermuthung Cluver’s und Barré’s zufolge – die Sedusier, welche wir (70 J. v. Chr.) in dem Heere des germanischen Königs Ariovist finden (Cäs. Gall. Krieg. I. Cap. 51.) und welche von Cäsar mit Ariovist über den Rhein zurückgejagt wurden.

Diese Sueven (und Sedusier) führten eine unstäte (schwebende) Lebensweise, wovon ihr Name herkommen soll. Appian erzählt von ihnen, „daß sie an Körpergröße die Größten unter den Größten überragt haben“ **)[2]. Die goldgelbe Haarfarbe hatten sie mit sämmtlichen Germanen und mit den Celten gemein und als besonderes Abzeichen des Suevenstammes, jedoch nur der Freigeborenen unter denselben, führt Tacitus (Germ. Cap. 38.) an, daß sie dieses Haar aufringeln und auf dem Scheitel in einen Knoten schürzen. Die trotzigen, tiefblauen Augen, welche unter diesem Haarputz hervorblitzten, hatten etwas so Furchtbares, daß die Gallier dem Cäsar gestanden, sie können den niederschmetternden Blick des ariovistischen Heeres nicht aushalten. Selbst die Götter, sagten die Usipier, seien nicht im Stande, den Sueven zu widerstehen (Caes. b. gall. I, 39. 4, 7.).

Die allgemeine Volkstracht war ein wollener Mantel, eigentlich ein viereckiges Stück Tuch, oder auch ein Thierfell, nachläßig über den Rücken hängend und mit einer Spange, oder in deren Ermanglung mit einem Dorn auf der Schulter befestiget. Nur Vornehme hatten anliegende Kleider. Die abgezogenen Thierfelle wurden mit geflecktem Pelzwerk besetzt. Die Frauen bekleideten sich mit einer Art leinener Hemden ohne Ärmel, welche sie selbst woben und mit einem purpurrothen Saume zierten.


  1. *) „Terra aut silvis horrida aut paludibus foeda“ Cap. 5. (ein Land voll starrer Waldung und scheußlicher Sümpfe).
  2. **) Appian’s röm. Gesch. übersetzt von D. Dillenius. I. Bd. S. 81.