Seite:Dillenius Weinsberg 003.png

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Allwissende; Donar (nord. Thôr), der Gott des Donners, gebietend über Wolken und Regen; Ziu (nord. Tyr), der Gott des Krieges. Daneben verehrten sie eine Schaar von Untergöttern und Göttinnen. Auch die Elemente, Bäume, mehrere Thiere, z. B. weiße Rosse wurden heilig gehalten. Jeder Stamm scheint gewissen Gottheiten besondere Verehrung gezollt zu haben. Dem Wuotan fielen zuweilen blutige Menschenopfer, gefangene Feinde oder erkaufte Sklaven.




II. Abschnitt.
Römer-Herrschaft.
(J. n. Chr. 96–282.)


Als die Marcomannen (Gränzmänner) und Sueven, von Drusus bedrängt und in den Römern allzugefährliche Nachbarn erkennend, unter Marobod den südwestlichen Theil des freien Deutschlands verlassen und sich nach Böhmen zu Gründung eines festen Reiches gezogen hatten, besetzten gallische Abenteurer und wohl auch manche Römer, welche Armuth und Gewinnsucht in den unsicheren Gegenden ihr Glück zu suchen trieb, und überrheinische Germanen den fast menschenleeren Landstrich zwischen dem Rhein und der Donau, erkannten die römische Hoheit an und entrichteten den Zehend, weßwegen dieses Land das Decumatenland genannt wird (Tac. Germ. Cap. 29.). Es dehnte sich vom Taunus am Rhein herauf in’s Neckarthal und Kaiser Domitian begann das nach und nach römisch gewordene Südwestgermanien mit einem Gränzwall einzufriedigen, welchen seine Nachfolger vollendeten.

Das Jahr 84 n. Chr. G. ergibt sich als ungefährer Zeitpunkt für die Aufnahme unserer Gegend in das System der römischen Provincialverwaltung. Rund um Weinsberg finden sich eine Menge Spuren von der Römerherrschaft. Spuren des römischen Gränzwalles trifft man in der nordöstlichen Spitze des Weinsberger O.A.-Bezirks, wo er unter dem Namen Schweinsgraben, vom Welzheimer Wald und der Murr her über Siegelsberg, Steinberg und Grab (im O.A. Backnang) ziehend, unterhalb Mönchsberg die Roth überschreitet, von da 500 Schritte östlich von Mönchsberg auf der Höhe eine nordwestliche Richtung gegen Mainhard nimmt, die jetzige Poststraße von Mainhard nach Hall durchschneidet, den Ort Mainhard in einem östlichen Bogen umschließt und über das Brettachthal hinüberspringend bei Gailsbach den Bezirk verläßt, um sich in das Thal von Pfeddelbach und Öhringen (arae Flaviae?) hinabzusenken, von wo er über Pfahlbach dem Kocher und der Jaxt bei Jaxthausen zuzieht und bei Weigenthal die Landesgränze verläßt.

An diesen Gränzwall schloßen sich auf der Höhe von Mainhard drei viereckige Castelle an, in welchen nach den aufgefundenen steinernen Denkmalen (vgl. v. Stälin’s württ. Gesch. I. S. 57) die Legio XXII., genannt primigenia, stand, von welcher auch Inschriften zu Welzheim, Öhringen, Olnhausen und Jaxthausen längs des römischen Limes, aber auch am Neckar, bei Cannstatt und Rottenburg gefunden worden sind. Sie kam ungefähr in den 60er Jahren nach Deutschland und hatte ihr Standlager bis zu Kaiser Sever. Alexander’s Zeiten, ja höchst wahrscheinlich bis zum Ende der Römerherrschaft in Obergermanien, namentlich in Mainz, aber auch auf dem rechten Rheinufer wie oben. Außer den Spuren von drei Castellen finden