Seite:Dillenius Weinsberg 004.png

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sich in Mainhard unverkennbare Spuren eines römischen Lagers und einer ausgebreiteten Niederlassung, sogar eines römischen Bades am Fuße der Anhöhe bei dem noch so benannten Weiler Bad, bei welchem ein zerbrochener Altar (I. O. M. Jovi opt. max.) gefunden wurde. Außer der XXII. Legion stand hier nach einem zweiten vorhandenen Denkmal von römischen Hülfsvölkern die cohors Dalmata und die cohors Asturum, wie die cohors I. Helvetiorum an dem limes bei Öhringen, und die cohors XXIV. voluntariorum civium romanorum an dem Gränzwall bei Murrhard stand. Auch verschiedene Anticaglien, Münzen, Ziegeln etc., welche gefunden wurden und noch jetzt zuweilen zu Tag kommen, weisen auf die langjährige römische Ansiedlung in diesem Gränzort. Der Name einer „civitas“ oder von „vicanis“ findet sich aber nicht.

Rückwärts von Weinsberg, 1 Stunde weit bei Böckingen am Neckar, einer Hauptstation der Römer, lag nach dort aufgefundenen zwei Denkmalen, welche auf das J. 148 n. Chr. weisen, die VIII. Legion, welche aber auch vorwärts in Öhringen vorkommt und weiter hinab am Gränzwall in Olnhausen. Auch die cohors I. Helvetiorum erscheint im benachbarten Böckingen, wie in Öhringen.

Von der römischen Neckarthalstraße aus findet sich noch jetzt die Spur einer Seitenstraße, welche von Böckingen, nach dem Übergang über den Neckar, über den Gebirgszug des Jägerhauses, oberhalb der Stadt Weinsberg, unter dem Namen „Heidenstraße“ nach Löwenstein und von da über Hohenstraßen auf dem Gebirgskamm an den Gränzwall (Schweinsgraben) bei Mainhard und die dortige Niederlassung führte (v. Gock, der röm. Gränzwall von der Altmühl bis zur Jaxt S. 188). Auch die Stationen Böckingen und Öhringen scheinen, nach den in Weinsberg, Willsbach und gegen U.-Hambach vorkommenden Namen „Heer-weg,“ auf der Nordseite des Schemelsbergs „Heerwald“ und bei Rapbach „Heer-prücklein,“ durch eine röm. Seitenstraße verbunden gewesen zu sein, welche wohl direct über Weinsberg führte (Gock).

Auf eine römische Niederlassung in dem Orte Unter-Hambach, zwischen Mainhardt und Öhringen, nahe an der letztgenannten Seitenstraße von Böckingen nach Öhringen, weist das am dortigen Kirchthurme eingemauerte Flachbild mit drei Matronen – Schutzgöttinnen (v. Stälin I. 56.), oder Dryaden? – (s. O.A.-Beschreib. Unter-Hambach).

An den Schluß dieser Periode, wo schon die Römerherrschaft zu wanken begann, setzt ein – schon von Sattler (älteste Geschichte des Herzogthums Württemb. S. 160) berührtes, noch vorhandenes Excerpt aus „Gemeiner Stadt Weinsberg Privilegienbuch de anno 1468. in fol. S. 152 f. „die Nachricht: „anno 282. Die Stadt Weinsberg war anfangs groß und volkreich; welche Probus Valerius, der römische Kaiser, als er die Gegend des Neckars erobert, anfangs erbaut. Das Bergschloß haben die Römer erbaut und waren eine römische Vogtei.“

Allein Kaiser Probus, der überdieß gerade in diesem J. 282 von den Soldaten ermordet wurde, schlug zwar die wiederholt den römischen Gränzwall durchbrechenden Alemannen siegreich über den von ihnen schon früher in Besitz genommenen Neckar und über die Alp zurück, entriß ihnen in Gallien 60 Städte wieder und ließ die von den Alemannen zerstörten wieder aufbauen. Auch suchte er die Barbaren zu civilisiren, ließ durch die Legionen in Gallien und Panonien Weinberge anlegen, Brücken, Kanäle, Heerstraßen in allen Theilen des Reiches bauen, Sümpfe austrocknen u. s. w., wodurch er eben den Unwillen der entarteten und zuchtlosen