Seite:Dillenius Weinsberg 015.png

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Anno 1138 (richtiger 21. Dez. 1140). Zur Zeit, als Burkard, Freiherr von Weinsberg, regierte, führte Herr Wolff (Welf) Herzog in Schwaben Krieg wider Heinrich *)[1], Herzogen in Baiern, der Hoffärtig genannt. Bei dem Dorff Ellhofen geschahe zwischen beiden Partien eine Schlacht. Herzog Heinrich siegte und verlor Herzog Wolff das Feld, kam in der Flucht zu der Stadt Weinsperg, ward eingeschlossen von den Burgern. Herzog Heinrich sammt Kayser Conrad III. seinem Vetter eileten ihme nach, belagerten und eroberten die Stadt Weinsperg; den Mannspersonen ward der Tod gedroht, den Weibern ward erlaubt vom Kayser, all ihre beste Kleinod mit sich aus der Stadt zu nehmen und verhieß ihnen sicher Geleit. Da trug ein jedes Weib ihren Mann heraus. Solches ließ der Kayser geschehen und lobte der Weiber Treu – zündete hernach die Stadt an und schleifte sie.“

c) Auf einem im Chor der Kirche hängenden Ölgemälde (von welchem ein zweites Exemplar im Rathhaussaale hängt), welches Keller Elsässer von Möckmühl zufolge noch vorhandenen Briefes vom 9. April 1659, nach einer alten, in seinem Besitze befindlichen Tafel, wozu der Maler sich aber Zusätze erlaubte, für die Stadt Weinsberg im J. 1650 malen ließ, ist folgende Erzählung der Sache beigeschrieben:

Oben über: „Ihres Mannes Herz darf sich auf sie verlassen.“ Prov. 31, 11.

„Zu wissen, nachdem der siegreiche Kayser Konrad, III. dieses Namens, im Jahr der hocherfreulichen Geburt unseres lieben Herrn und Erlösers Jesu Christi 1140 mit Herzog Wolfen aus Baiern bei dem Kloster Nersheim im Ries eine Schlacht erhalten und obgesieget **)[2], also Herzog Wolff kümmerlich entkommen; rüstet er sich doch wieder und schlug mit Kayser Konraden abermals nit weit von Weinsperg bei Ellhofen. Da er wiederum heftig eingebüßt und in das Schloß Weinsperg entfliehen müssen, daß Kayser Konrad nach gethanem Fußfall Herzog Welfen Gemahlin ***)[3] und deren Frauen die kayserliche Gnad erzeiget, und eine jede unter denen Weibern, hohes und niederen Standes, ihre Kleinodien und Pretiosa ganz sicher mit sich austragen möge. Da dann dieselben Weiber anstatt anderer kostbarer Mobilien eine jede ihren Mann auf die Achsel gefaßt und mit höchster Verwunderung aus dem Weins-Schloß getragen, hierdurch Kayser Konrad dieser erwiesenen Weibertreue wegen also begütiget worden, daß er Herzog Wolfen samt seinem Komitat ohne einige Gefahr sicherlich lassen ausziehen und wiederum zu Gnaden angenommen.“

Das urkundlich Erweisliche, welches diesen drei, erst aus dem 15. und 17. Jahrhundert stammenden Erzählungen zu Grunde liegt, ist nun Folgendes:

Herzog Konrad von Schwaben, aus dem Hohenstaufischen Hause, hatte nach dem Tode Kaiser Lothars seine Wahl und Krönung zum König (als Konrad III.) gegen Heinrich den Stolzen, Herzog von Baiern, Schwiegersohn des söhnelosen Kaisers Lothar, durchzusetzen gewußt (März 1138). Der widerstrebende Heinrich wurde geächtet und der sächsischen und baierischen Herzogswürde entsetzt. Da ihn mitten unter seinen Fehderüstungen ein schneller Tod im Okt. 1139 wegraffte, so verfocht, an der


  1. *) Hiezu ist von derselben Hand mit dem Zeichen † die Anmerkung gemacht: Kayser Conrad III. ist nicht der Vatter Herzog Heinrich’s; sondern dessen Vorfahrer im Kayserthum, Lotharius II. ist Herzog Heinrich’s Schwiegervater gewesen. So hat auch Herzog Wolff nicht mit Herzog Heinrich, der sein Bruder gewesen, sondern mit Kaiser Conrad III. zu streiten gehabt.
  2. **) Irrig, s. unten.
  3. ***) Irrig, s. unten.