Seite:Dillenius Weinsberg 090.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

ein von diesem Vogt erschlagener Knecht demselben beim Gebet in der Schloßkapelle als schwarzer Geist erschienen seie und ihn mit einem heißen Hauch angeblasen habe, so daß er vor Schrecken erkrankte. Darauf habe der Geist auch die Schloß- und Mauerwächter der Stadt durch Werfen, Klopfen u. s. w. beunruhiget, so daß die Anfangs unglaubigen Städter endlich ein Fasten und eine Wallfahrt zur Kirche St. Maria vor Heilbronn angestellt haben. Ruhe seie aber erst geworden, nachdem der erkrankte Vogt gestorben. (S. Kerners Seherin von Prevorst. S. 473.)

Schon im August 1457 kam es zu einer Fehde zwischen obgedachtem pfälz. Obervogt Horneck und Graf Ulrich v. Württemberg, weil ein gewisser Schaafhanns und Andere seiner Anhänger sich feindlich in seinem Amt Weinsberg bezeigt und der Graf ihm sein Gut genommen, und im März

1460 entspann sich ein Kampf zwischen Pfalzgraf Friedrich selbst und dem Grafen Ulrich v. Württemberg auf der württembergisch-pfälzischen Grenze, welcher erst 1462 mit dem unglücklichen Treffen von Seckenheim und der Gefangenschaft Ulrichs in Heidelberg endete. Nachdem die württembergische Mannschaft das Kloster Maulbronn überfallen und gebrandschatzt hatte, griff sie das churpfälzische Weinsberg an. Lutz Schott, Ritter, pfälzischer Vogt, vertheidigte sich aber, mit zugezogener Hilfe von Wimpfenern und Heilbronnern, so geschickt, daß die Württemberger, auf welche aus einem Hinterhalt gefeuert wurde, 2 Ritter und gegen 60 Mann verloren.

Doch bald darauf, am 30. April 1460, erlitt Lutz Schott in dem Treffen zwischen Wüstenhausen und Helfenberg, wo die Pfälzer schon gesiegt hatten, durch aus einem Hinterhalt hervorbrechende Württemberger eine gänzliche Niederlage und großen Verlust an Gefangenen, namentlich Edelleuten. Diese Gefangene, worunter der verwundete Lutz Schott selbst, mußten sich Alle in Stuttgart, in der Herberge zur Krone stellen; die wenigeren gefangenen Württemberger in dem Wirthshaus von Konrad Flor in Heidelberg. Im Chor der Alexanderskirche zu Marbach sind die Grabmale der auf württembergischer Seite gefallenen Edelleute Kaspar von Heinrieth, Hauptmann zu Beilstein und von Caspar Spät, welche „nebst einem erbeuteten wullinen Kappenzipfel“ nach Marbach geführt wurden. Der Kappenzipfel wurde bei ihrem Grabe aufgehängt. Es wurde dieß für ein großes Siegeszeichen gehalten. An dem Grabe dieser 2 Edelleute wird es in der Aufschrift dem Feinde für eine solche Schande angerechnet, als ob sie eine Fahne verloren hätten. Sattler, Gesch. der Grafen, II., p. 233.

Weinsberg blieb aber dennoch für dießmal unerobert, da im Aug. d. J. ein, freilich nicht nachhaltiger Frieden zwischen Württemberg und Churpfalz zu Vaihingen an der Enz zu Stande kam und der später wieder entbrennende Kampf seitabwärts sich zog, bis er bei Seckenheim sich endete, wo Graf Ulrich von Württemberg in pfälzische Gefangenschaft fiel. 1462.

1464 hielt sich Pfalzgraf Friederich selbst einige Tage auf der Burg auf, während er durch seine Räthe in Öhringen über die pfälzischen Kirchenangelegenheiten unterhandeln ließ (Jäger).

Vom Jahr 1478 datiren sich nach dem obenged. Weinsberger Privilegienbuch die Jahr- und Wochenmärkte der Stadt.

1482, während der pfälzischen Herrschaft, wurde hier Joh. Oekolampadius (Hausschein) geboren, welcher von seinem wohlhabenden Vater, einem Weinsberger Bürger, frühzeitig nach Heilbronn, Heidelberg und – wegen seiner ausgezeichneten Anlagen – von da nach Bologna geschickt wurde, um die Rechte zu studiren. Er