Seite:Dillenius Weinsberg 120.png

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mit Confiscation belegt. Der verwittweten Gräfin von Helfenstein sollten hievon 500 fl., ihrem unmündigen Sohne, Maximilian, 4000 fl. als Sühnopfer zukommen. Hieran wurde Dionysius Schmid, der alte Schultheiß zu Schwabbach, allein mit 1018 fl. belegt. Bei dem gänzlichen Mangel an Güterkäufern konnte jedoch durch die Beamten für die Helfensteinische Familie kaum etwas über die Hälfte in jährlichen Zielern bis zum Jahr 1534 beigetrieben werden, in welchem Jahre sodann Herzog Ulrich, der indessen wieder in den Besitz seines Landes kam, die fernere Ausbezahlung des Rests einstellte, weil er die Überzeugung erhalten hatte, daß bei der vormals ausgesprochenen Vermögensconfiskation nur summarisch gehandelt und mancher Unschuldige damit belegt worden seie.

Über das Schicksal der bei der Weinsberger Blutthat wirklich Betheiligten haben wir hier noch Folgendes einzuschalten. Ein großer Theil des Weinsberger Haufens, deren Auslieferung der Truchseß vor dem Überfall bei Böblingen verlangt hatte, ward in und nach der Schlacht bei Sindelfingen ereilt und niedergemacht. Unter den Entronnenen war Nonnenmacher und der Haupturheber der Blutthat, Jäcklein, welche der Truchseß nach dem oben Erzählten den furchtbaren Feuertod sterben ließ. Georg Mezler und Wendel Hipler, welch Letzterer beim Anzug des Truchseß von Heilbronn nach Weinsberg und von da um Hülfe nach Würzburg geeilt war, entrannen aus der großen Niederlage bei Königshofen durch die Schnelligkeit ihrer jungen Rappen. Mezler, dessen Haus zu Ballenberg vom Truchseß verbrannt wurde, verschwand spurlos, seit er von Königshofen entritt. Hipler irrte lange verstellt und verkleidet umher, wollte auf den Reichstag zu Speier, 1526, um seine Sache gegen die Grafen von Hohenlohe zu führen, wurde unterwegs niedergeworfen und starb in demselben Jahre während der Untersuchung im pfalzgräflichen Gefängniß zu Neustadt. Jakob Leutz, der Feldschreiber und Priester, der den Helfensteiner vor seinem blutigen Tode Beichte gehört hatte, wurde vom Truchseß in Neckarsulm gefangen und mit dem Schwerdte gerichtet. Semmelhans, der Salzführer von Neuenstein, der das Schloß von Weinsberg verrathen hatte, wurde bei Thann gefangen und zu Hall enthauptet, 23. Juni; mit ihm ein Sensenschmid von Hall, der den Bauern Flinten nach Öhringen gebracht und mit ihnen den Zug vor Weinsberg gemacht hatte. Ein Bauer, der damit prahlte, den von Weiler vom Kirchthurm herabgestürzt zu haben, wurde von Wolfgang von Vellberg, Weilers Verwandten, auf seinen Burgthurm von Vellberg geschleppt und von demselben in den tiefen Schloßgraben herabgestürzt *)[1].

Florian Geyer, welcher aus Franken zum Gaildorfer Haufen zog, wurde zwischen Vellberg und Limpurg, unweit Hall, von seinem eigenen Schwager, Wilhelm von Grumbach, überfallen, den 9. Juni, und sank mannhaft fechtend, und alle die Seinen mit ihm, in hoffnungslosem Kampfe. Der Tod im Felde rettete diesen „schönsten Helden im ganzen Kampfe“ vor dem Schaffote.

Ein neuer Hoffnungsstrahl ging dem armen Weinsberg auf im Jahr 1534, in demselben Monat Mai, in welchem es vor 9 Jahren von dem rachsüchtigen Truchseß – der übrigens am Pfingstmontag 1531 als Statthalter Ferdinands in Stuttgart starb – verbrannt worden war. Der vertriebene Herzog Ulrich rückte an der Seite des Landgrafen Philipp von Hessen, während Kaiser Karl V. in Spanien, König Ferdinand von den Türken bedrängt war, mit einem starken Heere vom Odenwalde


  1. *) Crusius II. 214.