Seite:Dillenius Weinsberg 124.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

und unsere Gesandten mündlich ansuchen und anmahnen lassen, da sie erst vor die untere Kammer und von derselben wieder vor die oberen Räthe gezogen. Doch zuletzt auf unser dringliches Begehr und Beschweren dahin gekommen, daß man den Amtleuten zu Weinsberg, wie vormals auch geschehn, wieder um Bericht geschrieben, den sie auch überschickt; aber wir haben abermals keine endliche Abfertigung oder Abschaffung des Einziehens erlangen mögen.“

Alle Bitten und Mahnungen blieben so fruchtlos, als die Berufung auf das Zeugniß des Landgrafen von Hessen, wie der Herzog ihnen vor dessen Ohren und vor allem Volk öffentlich sein fürstliches Wort der Begnadigung gegeben.

Die Erfüllung blieb (nach seinem Tode 1550) seinem edeln Regierungsnachfolger, Herzog Christoph überlassen.

Mittlerweile kam zu diesem Jammer der Stadt

im December 1546 auch noch die Drangsal des schmalkaldischen Krieges, an welchem Herzog Ulrich thätigen Antheil nahm und der so unglücklich für ihn ausfiel, daß der Kaiser Karl V. von Hall her über Öhringen, wo er übernachtete, durch das Weinsberger Thal in Württemberg einrückte, nach Eroberung Weinsbergs am 21. Dec., wobei nicht einmal die Trümmer der Burg verschont wurden, am 24. Dec. d. J. seinen Einzug in Heilbronn hielt, wo er als krank gegen 4 Wochen verweilte, seinen General, Herzog Alba, mit seinen raubgierigen Schaaren gegen Stuttgart vorschickte, dasselbe besetzen ließ und den Herzog nöthigte, sein Land zu verlassen und auf seine Veste Hohentwiel sich zu flüchten, von wo aus derselbe durch Gesandte den Kaiser um Pardon bitten ließ.

Unter harten Bedingungen, durch den Vertrag von Heilbronn, 3. Jan. 1547, gelangte der Herzog wieder zum Besitz seines Landes, von welchem, nebst Stuttgart, schon 34 Ämter dem Kaiser hatten huldigen müssen. Das ohnehin hart bedrängte Land mußte dem Kaiser 3 Tonnen Goldes (300,000 fl.) bezahlen und die festen Plätze, Asberg, Kirchheim, Schorndorf und Weinsberg mußten spanische Truppen des Kaisers als Besatzung aufnehmen. Diese zügellose Besatzung machte den Bürgern Weinsbergs den alten Haß der Östreicher gegen ihre Stadt auf’s Neue durch Raub und grobe Mißhandlungen aller Art fühlbar, und sie wurden erst nach vier schweren Jahren, nach Ulrichs Tode, im Oct. 1551 von derselben befreit, wo der Kaiser seiner in Württemberg liegenden spanischen Truppen in Italien benöthigt war, und wo im Aug.

1552 durch den Passauer Vertrag die Ansprüche König Ferdinands auf das Land, unter Anerkennung der östreichischen Afterlehenschaft und Bezahlung von 300,000 fl. aufgegeben wurden.

Im Juli 1548 wurde das auf dem Reichstage zu Augsburg publicirte sogen. Interim, zu dessen Einführung Kaiser Karl V. den Herzog Ulrich persönlich auf der Durchreise zu Vaihingen aufgefordert hatte, in Weinsberg um so mehr ein- und durchgeführt, als hier noch eine spanische Besatzung des Kaisers lag. Der treffliche evangelische Prediger, Joh. Gayling mußte die Stadt räumen und flüchtete sich nach Löwenstein.

               Unter Herzog Christoph. 1550–1568.

Sobald Herzog Christoph, welcher sich nach dem Tode seines Vaters Ulrich

6. Nov. 1550, wegen der Ansprüche Kön. Ferdinands auf das Land, in aller Eile zu Tübingen und Stuttgart (8. Nov.) huldigen ließ – selbst in Weinsberg,