Seite:Dillenius Weinsberg 128.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

1555. Augsburger Religionsfrieden. Errichtung des Diaconats. S. oben.

1555 wieder wie vor. Jahr mittelmäßig. Früchte ziem. Nothdurft. Kernenpreis 2 fl. 20 kr. Wein wegen Regenwetters, böser Blüthe und Frühreifen im Herbst kein Überfluß; dazu ein „frischer“ = ziemlich saurer Trunk. Weinrechnung: Stuttgart 4 fl. 52 kr., Lauffen 2 fl. 42 kr., Brackenheim 2 fl. 33 kr.

1556. Anfangs strenge Kälte; tiefer Schnee, besonders auf der Alb. Dem vorigen Jahr an Früchten gleich. Wein ziemlich viel und gut. Weinrechnung: Stuttgart 4 fl. 24 kr., Waiblingen 4 fl. 8 kr., Brackenheim 3 fl. 4 kr. 4 hlr. Anfangs Märzen bis Mitte Aprils war ein Komet sichtbar, worauf eine große Hitze folgte (Crus.).

1557. Nasser Sommer. Gleichwohl Nothdurft an Früchten. Kernenpreis 2 fl. 12 kr. Wein, weil er spät geblüht, ziemlich sauer. Weinrechnung: Stuttgart 4 fl. 49 kr., Lauffen 3 fl. 36 kr., Brackenheim 3 fl. 25 kr. 4 hlr. In den Niederlanden große Theurung und Hunger; daher starke Ausfuhr aus dem württemberger Land.

1558 ein gutes und fruchtbares Jahr; allein großer Raupenfraß, besonders am Capiskraut; Korn in großer Hitze sehr gereift, ehe es zu Kräften gekommen. Wein viel und sehr gut. Weinrechnung: Stuttg. 4 fl. 17 kr., Waibling. 3 fl. 52 kr., Brackenheim 3 fl. 56 kr. Es stand ein trüber Komet am Himmel.

1559 ein kaltes, spätes und nasses Jahr. Kernenpreis 3 fl. 24 kr. Wein wenig und sauer. Weinrechnung: Stuttgart 5 fl. 21 kr., Lauffen 4 fl. 36 kr., Brackenheim 4 fl. 17 kr. Zunehmende Theurung. – Emanation der großen Kirchenordnung v. Herzog Christoph. –

1560. Geschlachter Frühling, da Alles schnell gewachsen. Um Johannis lang währendes Regenwetter. Viel Schaden von großem Gewässer; daher ziemlich schwache Erndte und sehr mittelmäßiger Herbst. Ziemlich viel, aber saurer Wein. Kernenpreis 3 fl. 24 kr. Weinrechnung: Stuttgart 5 fl. 14 kr., Lauffen 2 fl. 54 kr., Brackenheim 3 fl. 13 kr. 2. Nov. und 28. Dez. Nordlichter. Sehr kalter Winter. (Todesjahr Phil. Melanchthons, 19. April 1560.) Am Ende des Jahres mancher Orten Pest.

1561 spätes, kaltes und nasses Jahr, mit vielen Nebeln und Honigthau, welche die Frucht- und Weinblüthe sehr verderbt; daher beides wenig und der Wein sauer geworden. Kernenpreis 3 fl. 40 kr. Weinrechnung Stuttgart 5 fl. 29 kr., Lauffen 5 fl. 48 kr., Brackenheim 5 fl. 16 kr.

1562. Obwohl Alles früh auf der Bahn war, um Laurentii grausames Hagelwetter auf einem Strich von 18 Meilen (das man damals einer Hexenversammlung auf der Feuerbacher Heide zuschrieb, weßwegen einige alte Weiber zu Stuttgart verbrannt wurden), wodurch Frucht, Wein und Obst, selbst die Vögel in der Luft erschlagen wurden; daher die Frucht noch theurer geworden. Großer Schaden durch Gewässer. Kernenpreis 5 fl. Weinrechnung Stuttgart 6 fl. 11 kr., Lauffen 4 fl. 50 kr., Brackenheim 4 fl. 51 kr.

Herzog Christoph schrieb an die Wand eines Zimmers im Schloß: „Bahlingen hat dieses Jahr mehr Zehndwein geben, als Stuttgart mit synen vielen Reben; Nit Eine Kelter ist uffgangen ob Eva’s bösen Weiberschlangen.“ (Hexen, deren 9 in Stuttgart den Feuertod litten).

1563 ein spätes Jahr, später Schneeabgang. Blüthe erst um Ulrichstag (Juli). Darauf viel Regen und kalt. Daher wenig Frucht und saurer Wein.