Seite:Dillenius Weinsberg 135.png

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Klosterpräceptor nach Blaubeuren und von da 1631 nach Bebenhausen kam, bekunden 2 noch vorhandene Epitaphien für Kinder, die er hier verloren, seine Latinität.

          I.     M. B. D. suae Reginae.
Ne flear, hîc cresco; quondam reditura putresco;
     Parvula membra sero; postea major ero.
Bima fui, vixi, vidi mala plurima, vici.
     Ante diem morior, sed moror ante diem. Marci 5.

          II.     M. B. D. suo filio.
Ne numerate meos, huc qui transibitis, annos!
     Namque puerperii mense puer perii.
Vix mundum intravi, sacro me flumine lavi,
     Ubere me pavi; mors mihi dixit: abi! Marci 10.

Präceptoren waren, von der Errichtung der Stelle bis 1618, nur 4 hier: Breit, Loser, Finger, M. Joh. Jak. Weiler, † 1635, s. unten. Finger † 1607, practicirte in seinen Freistunden viele Jahre lang Medicin und diente damit vielen Kranken; war 42 Jahre Präceptor. Als Schulmeister kommt vor 1579 Friedr. Finger.

Collaboratoren dagegen 17: Schumaier, Albrecht, Frank, Braunfels, Ahenarius, Stengelin, Knoll, Sturm, Schäufelin, Heinlin, M. Westermaier, Parsimonius, M. Calwer, Kienlin, Matthäus, Hecht. Zu Anfang des 30jährigen Krieges Magirus, 1616–1619.

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Unter Herzog Friedrich I. 1593–1608.

In den ersten 2 Jahrzehnten des neuen, 17. Jahrhunderts, dauerte für Weinsberg die glückliche politische Stille der vorigen Periode (von 1553 an) noch fort – es war die schwüle Ruhe vor einem Gewitter –; und wir haben außer dem Verlauf der Jahrgänge, der Witterung, der Wohlfeilheit oder Theurung etc. wenig besonders Bemerkenswerthes zu berichten.

1601 war ein „ungeschlachter“ Frühling; der März gar naß mit Schnee, der April und Mai zu dürr, so daß die Früchte zurückblieben. Was noch vorhanden, kam naß heim. Demnach wenig und wieder theuer. Kernenpreis 7 fl. Weinblüthe naß, daher wenig und saurer Wein. Nur Obst, Kraut und Rüben geriethen. Weinrechnung: Stuttgart 10 fl. 53 kr. 3 hlr., Lauffen 8 fl. 43 kr., Brackenheim 9 fl. 30 kr. Am 8. September um 2 Uhr nach Mitternacht wurde ein Erdbeben im ganzen Lande gespürt.

1602 erfroren am 12. bis 23. April Berg und Thal sammt dem Obst, so daß im folgenden Herbst zu Stuttgart keine Kelter gieng. Probst Magirus beklagte den Schaden in der Freitagspredigt folgenderweise: „Wir haben heute St. Georgentag, da leider! Gott erbarms! der Ritter St. Georg uff einem weißen Pferd mit solch Ungestümm und Grausamkeit bei Uns eingeritten, daß der Türkh, wenn er mit etlich 1000 Pferden in die Christenheit eingefallen, in so kurzer Zeit so großen Schaden nicht hätte thun können.“ Dagegen wuchs viel und gut Korn, Kraut etc. Kernenpreis wieder 5 fl. Weinrechnung: Stuttgart 0, Lauffen 20 fl. 40 kr., Brackenheim 20 fl. 20 kr.

1603. Auf einen kalten Winter folgte ein kalter und strenger Frühling; März trocken, aber 14 Tage dicker Nebel. Noch 4. Mai Frost, nachher aber geschlacht Wetter und wurde das Jahr noch ein gesegnetes an Frucht und Wein. Kernenpreis