Seite:Dillenius Weinsberg 138.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

der Heuerndte. Um Johannis Dinkelerndte. Juli und August große Dürre, wovon Bäche und Bronnen versiegen giengen, die Wiesen verdorrten (ebenso die Trauben an den Stöcken) und großer Wassermangel entstand. Den 4. Oktober fieng man bei heißem Wetter zu lesen an und war in 3 Tagen fertig. Viel Frucht, aber wenig, doch köstlicher Wein. Kernenpreis vor der Erndte 5 fl., nachher 4 fl. Weinrechnung: Stuttgart 13 fl. 40 kr., Lauffen 12 fl. 20 kr., Brackenheim 12 fl.

1617 sehr früher Jahrgang. Pflügen und Hacken schon Lichtmeß. Köstlich Wetter bis zur Blüthe, welche durch veränderlich Wetter und Regen verderbt wurde, daß sie 4 Wochen lang dauerte. Am 1. Oktober fielen Reifen ein. Die Lese dauerte bei 4 Wochen und des Weins wurde so viel, daß man ihn aus Mangel an Fässern in die Züber einschlagen mußte. Er war aber auch so sauer, daß er vor 3 Jahren nicht zu genießen gewesen.

Eine große Zahl von Mäusen, von allerlei Farben, that großen Schaden am Getreide, bieß die Halmen entzwei und schleppte die Ähren unter die Erde. Kernenpreis 4 fl. Weinrechnung: Stuttg. 6 fl., Lauffen 5 fl. 30 kr., Brackenheim 5 fl. 10 kr.

Nach der am alten Thor des äußeren Gottesackers stehenden Jahrzahl 1617 wurde dieser Friedhof um diese Zeit angelegt, der um die Kirche herum bestehende jedoch erst später (siehe 1807–1808) ganz verlassen und theils gepflastert, theils zu einer Baumschule angelegt.

Auf die glückliche Stille des letztbeschriebenen halben Jahrhunderts folgten nun die schrecklichen Stürme des 30jährigen Krieges, welcher

1618 in Böhmen zum Ausbruch kam und welchen der Herzog Johann Friedrich vergebens durch seinen Austritt aus der Union, durch Vertrag mit dem kaiserlich spanischen General Spinola etc. von seinen Grenzen fern zu halten suchte.

1618 bis 1622 blieb noch Ruhe im Lande.

1618 war ein gutes und fruchtbares Jahr, da an Frucht, Obst, Kraut etc. eine gute Nothdurft wuchs. Die Weinberge hatten im Winter Schaden genommen und es gab wenig und mittelmäßigen Wein. Kernenpreis 4 fl. Weinrechnung: Stuttgart 8 fl. 27 kr., Lauffen 8 fl. 30 kr., Brackenheim 8 fl.

Schon am 5. Oktober der erste Schnee.

Zu Weinsberg wurde am 20. Nov. d. J. Johannes Zecht, gewesener Provisor allhier, mit dem Schwerdte gerichtet und dann auf das Rad gelegt, weil er seine eigene Hausfrau, Columna († 20. Nov. 1616), vergiftet.

eod. die ist seine Adhärentin, Maria Schreinerin, so ihm zu dieser That geholfen, hier enthauptet worden (Todt.-Bch.).

In diesem Jahr stund etliche Wochen ein Komet mit einem langen fächerartigen Schweif von 100 Graden am Himmel; für die damalige Zeit ein böses Wahrzeichen. (s. Schillers Wallensteins Lager).

1619 erfroren die Weinberge schon am Christfest zuvor und wieder durch einen Reifen am 20. April. Es gab demnach wenig, doch guten Wein; und war ein gesegnetes Fruchtjahr. Kernenpreis 3 fl. 45 kr. Weinrechnung: Stuttgart 9 fl. 12 kr., Lauffen 7 fl. 30 kr., Brackenheim 7 fl. 7 kr.

1620. Am 23. Februar 2 Nebensonnen am Himmel. Glimpflicher Frühling bis 2. Juni, wo es 30tägiges Regenwetter gab, worauf ein schrecklicher Sturm folgte. Am 19. und 23. Juli Hagel, Sturm, Platzregen, Überschwemmungen im Neckar- und Remsthale. Es wuchs übrigens viel gute Frucht und gab einen ziemlich feinen Herbst. Kernenpreis 6–7 fl. Weinrechnung: Stuttgart 10 fl. 21 kr.,