Seite:Dillenius Weinsberg 140.png

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Der lange Aufenthalt großer Heere in der Gegend von Heilbronn, die Plünderungen, die Furcht vor Beraubung, welche viele Auswärtige abhielt, Victualien nach Heilbronn zu bringen, wo eine Garnison von zwei Compagnien schwäbischer Kreistruppen lag, steigerte die Preise der Lebensmittel daselbst auf eine unerhörte Höhe.

Nach den Heilbronner Rathsprotokollen vom Mai bis September d. J. galt das Malter Dinkel 9 und 10 fl. Korn 18–20 fl. Haber 8 fl. Eine Gans am 28. Dezember 6 fl. 1 Pfund Schmalz im Oktober 2 fl. 30 kr. 1 Sri. Salz im November 16 fl. Eine Weinsberger Frau ließ sich im Oktober für 1 Pfund Schmalz 2 fl. 30 kr. bezahlen, worauf ihr die Marktmeister den Rest wegnahmen und in das Spital trugen.

Der Kriegsschaden Heilbronns in diesem Jahr wurde auf 164,326 fl., der vom verbrannten Neckargartach auf 103,218 fl. angeschlagen. Frankenbach wurde zweimal, am 27. April und wieder am 25. Nov. d. J. geplündert. (Folioband, im Heilbr. Stadtarchiv v. 1631 v. B.-Mstr. Orth.) Aufstellung einer Landmiliz von 4 Regimentern neben den angeworbenen Söldnern. Neutralitätsvertrag mit Tilly, 18. Juni, den aber Tilly schlecht beobachtete.

Die obenerrührte, auch ausser Heilbronn herrschende Theurung rührte weniger von Mißwachs und den Kriegsnöthen her, als zugleich von der berührten, ausserordentlichen Geldsteigerung, wobei schon im Dezember 1621 der Reichsthaler von 2 fl. 20 kr. auf 6 fl. 30 kr., der Guldenthaler von 2 fl. auf 5 fl. 30 kr., der Goldgulden von 2 fl. 30 kr. auf 8 fl., der Ducat von 3 fl. 30 kr. auf 12 fl. gestiegen war, die kupfernen Münzen aber in gänzliche Verachtung kamen, so daß nichts darum gekauft werden konnte. Diese Geldnoth dauerte noch bis zum Juli des folgenden Jahres, wo der fränkische, baierische und schwäbische Kreis in Augsburg zusammentraten und die bisherige Münzsteigerung abthaten.

1623. Korn in der Blüthe durch Mühlthau verdorben. Raupenfraß. Der Wein wurde vieler Orte verhagelt; daher es wenig und nicht den besten Wein gab. Kernen galt 12 fl. gut Geld. Weinrchg. Stuttgart 21 fl. 20 kr., Lauffen 20 fl., Brackenheim 18 fl.

1624 erfroren die Weinberge der Niederung am 9. Januar. Im Juni und Juli viele verderbliche Hagelwetter und Gewässer. Wo die Gewitter nicht hinreichten, hatte man ein fruchtbares Jahr an Sommer- und Winterfrüchten, Obst etc. Weniger an Wein, doch war dieser gut. Kernenpr. 12 fl. Weinrchg. Stuttgart 11 fl. 20 kr., Lauffen 14 fl. 26 kr., Brackenheim 10 fl. Ausserordentliche Menge von Schmetterlingen. Raupenfraß.

1625. Gewitter am 5. Januar Morgens 8 Uhr mit Regen und Schnee, wobei der Blitz in den Kirchthurm zu Ebersbach schlug, denselben anzündete und verbrannte. Überschwemmung im Neckarthal. Im Februar Erfrieren des Frühobstes. Nachher Mai und Juni Taubwerden der Winterfrüchte. Böse und nasse Blüthe des Weins. Kaiwürmer. Frühe Reifen im September. Nur ein halber Herbst und mittelmäßiger Trunk. Kernenpr. 12–16 fl. Weinrchg. Stuttgart 14 fl. 40 kr., Lauffen 16 fl., Brackenheim 14 fl.

Zu Weinsberg brach in Folge des Kriegsjammers und des Mangels die Pest aus, welche in diesem Jahr 334 Menschen wegraffte. Beginnend im Juli mit 12, August 34, September 111, Oktober 103, November 34, Dezember 20 Personen.