Seite:Dillenius Weinsberg 141.png

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Diac. bemerkt: 17 sollen unangezeigt hinausgetragen worden sein. Diacon M. Altvatter setzt in dem Todtenregister bei: Scilicet hoc anno totam grassata per urbem praescriptos rapuit misera inclementia, pestis; quam velit á nobis in posterum abire Supremus, et dare defunctis aeternae gaudia vitae!

Bürger hatte die Stadt damals 290. Geboren wurden in diesem Jahr 55 Kinder. Früheres und späteres Mortalitätsverhältniß:

Gestorben 1620: 41 Personen.
1621: 45
1622: 58
1623: 49
1624: 50
1626: 60 Geboren 56.
1627: 38 70.
1628: 75 63.
1629: 43 75.
1630: 54 64.

1626 war das achte Jahr des Krieges und das sechste der Theurung. Weinberge, Roggen und Gerste erfroren. Der Dinkel kam naß heim, da es 10 Wochen lang, von Medardi bis Laurentii regnete. Daher große Theurung vor der Erndte. Kernenpreis 18–20 fl., nachher 7 fl. Hungersnoth, bei der Viele ihr Leben mit Gras, Disteln, Melten etc. bis zur Erndte zu erhalten suchten. In Folge davon raffte die Pest im ganzen Lande bei 28,000 Menschen weg. Herbstertrag gering und schlecht. Weinrchg. in Stuttgart 17 fl. 30 kr., Lauffen 17 fl. 17 kr., Brackenheim 16 fl.

1627. Schneeabgang erst im März, daher die Winterfrüchte darunter erstickten. Im Mai Erfrieren der niederen Weinberge. Heftige, weit verbreitete Hagelwetter. Im Juli ausserordentlicher Sturm, der Häuser einriß und viele tausend Bäume zu Grund richtete. Lang andauerndes Regenwetter. Daher geringe Erndte. Wenig und saurer Wein. Kernenpr. vor der Erndte 9 fl., nachher 8 fl. Weinrchg. Stuttgart 14 fl. 17 kr., Lauffen 14 fl., Brackenheim 11 fl. 25 kr.

1628. Wieder ein kaltes und nasses Jahr; auf der Alb fiel noch im Juli Schnee. Die Erndte spät und naß eingebracht, daher Vieles verdarb. Kernenpr. 8 fl. Die Trauben erfroren ehe sie weich wurden, daher man sie mit dem Stempel verstieß und den ganz sauren Wein „den Stösselwein“ nannte. Ist vieler ganz abgestanden und schwarz geworden. Weinrchg. Stuttgart 14 fl., Lauffen 17 fl. 30 kr., Brackenheim 14 fl. 40 kr. Der saure Wein des vorigen Jahres galt 30–40 fl., der drei- und vierjährige 105 bis 115 fl.

Am 18. Juli starb der Herzog Johann Friedrich. – Im September d. J. wurde zu Weinsberg ein 27jähriger Mensch von Bretzfeld wegen mit seiner eigenen Mutter begangenen Blutschande und mit Schaafen getriebener Sodomie enthauptet und sein Körper zu Asche verbrannt. Im November und den ganzen Winter hindurch lagen 40 Compagnien kaiserlicher Völker von Wallensteins ungezügelten Horden im Herzogthum im Quartier. Der gemeine Mann war mit Durchzügen, Schatzungen und Kriegslasten über die Maßen beschwert und die Soldaten trieben allen Muthwillen.