Seite:Dillenius Weinsberg 142.png

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Unter Herzog Eberhard III. 1628–74. Administr. Vormünder: Ludwig Friedrich, † 1631 und Julius Friedrich, 1631–33.

1629. 6. März erschien das berüchtigte Restitutionsedict, wornach alle Kirchengüter, welche durch den Passauer Vertrag und den Augsburger Religionsfrieden in die Hände der Protestanten gekommen waren, den Katholiken zurückgegeben werden sollten. Zu dessen Exekution rückte der kaiserliche Feldherr, Wallenstein, Herzog zu Friedland,

1630. 18. Januar mit 52 Compagnien kaiserlicher Truppen im Lande ein, welche, wo sie hinkamen, Alles auffraßen, „wie die Heuschrecken,“ welche jeden Monat 120 bis 160,000 fl. kosteten und daneben sich gegen die „Ketzer“ Ausschweifungen aller Art erlaubten. Vergeblich reiste der Herzog Vormünder im Mai d. J. selbst zu dem stolzen Wallenstein. Seine Bitten hatten keinen andern Erfolg, als daß die alten Soldaten abgeführt wurden und neue „Ausgehungerte“ dafür in’s Quartier kamen, die erst wieder ausgefüttert werden mußten.

Zum Glück war 1629 ein guter Jahrgang, worin es eine treffliche Erndte und einen guten Herbst gab, der vor Matthäi anfing. Kernenpreis deßhalb vor der Erndte 9 fl., nachher 7 fl. Weinrchg. Stuttgart 15 fl. 38 kr., Lauffen 14 fl. 40 kr., Brackenheim 14 fl. Erdstöße am 27. Januar.

(1630 Landung Gustav Adolphs in Pommern)

Auch 1630 war ein frühes Jahr, da gut Korn, auch viel und besserer Wein als 1629 wuchs. Es wurde eine besondere Münze geprägt mit der Umschrift: „In diesem Jahr von Most sehr gut, all Kelter überlaufen thut.“ Kernenpreis 6 fl. Weinrchg. Stuttgart 7 fl. 20 kr., Lauffen 7 fl., Brackenheim 5 fl. 20 kr.

Aber es wäre sonst auch nicht möglich gewesen, den kaiserlichen Truppen monatlich 25,000 fl. zu contribuiren. An dieser allgemeinen Landeskalamität hatte Weinsberg bald entfernteren, bald näheren Antheil; näheren besonders Ende Novembers 1631 wo von dem kaiserlichen Heere unter Graf Egon von Fürstenberg ein lothringisches Regiment in die benachbarte Reichsstadt Heilbronn gelegt wurde, zu dessen Unterhalt die ganze Umgegend beitragen mußte.

Glücklicher Weise war 1631 abermals ein fruchtbares Jahr, wo vor Jakobi Erndte und vor Michaelis Herbst war, wo viele und gute Frucht und die Menge köstlichen Weines wuchs, also daß, wegen der drei aufeinanderfolgenden reichen Herbste, 1 Maas Wein, wie ein Ei, 1 kr. kostete und man aus Mangel an Fässern Vieles in Bütten und Zübern einschlagen mußte. Kernenpr. 4 fl. Weinrchg. Stuttgart 5 fl. 4 kr., Lauffen 4 fl. 20 kr., Brackenheim 4 fl.

1631. In den Sommer d. J. fiel der spottweise sogenannte „Kirschenkrieg,“ der kurze, vergeckte Feldzug des Herzog Vormünders Julius Friedrich – in Folge Beschlusses des Leipziger Convents gegen den mit 24,000 Mann heranrückenden kaiserlichen Feldherrn Grafen Egon von Fürstenberg, beendigt durch einen höchst demüthigenden, kostspieligen Vertrag, in dessen Folge 12 Compagnieen im Standquartier blieben und besoldet werden mußten. Daneben zogen Heeresabtheilungen des Herzogs von Lothringen, die räuberischen Horden des Tilly, Altringer, Ossa durch’s Land, welche auf’s Schlimmste hausten und die Unterthanen fast zur Verzweiflung brachten. Nach der siegreichen Schlacht bei Leipzig (7. Sept. d. J.) zog am 9. Dezember 1631 der, mit seinem großen König Gustav Adolph (24. Juni 1630) herübergekommene schwedische Feldmarschall, Gustav Horn, von Franken her in Weinsberg ein, berannte am folgenden Morgen die Reichsstadt Heilbronn,