Seite:Dillenius Weinsberg 143.png

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nöthigte schon am 22. Dezember die dort unter General Ossa liegende kaiserliche Besatzung zur Übergabe und ließ bei seinem Abmarsch gegen Frankfurt am 25. Dezember eine schwedische Besatzung von 500 Mann unter dem Oberstlieutenant Schmidberger zurück, der die Stadt noch mehr befestigte und alle Vorräthe an Früchten und Wein aus den umliegenden Ortschaften dahin führen ließ *)[1]. Einer seiner Soldaten stach einen Weinsberger Bürger zwischen Heilbronn und Weinsberg so gefährlich, daß er zwei Tage darauf starb. 21.–23. Dezember.

1632. 22. Febr. verließen die kaiserlichen Truppen, als der Schwedenkönig vom Rhein aus gegen Baiern sich wandte, das Württemberger Land und ihrem Rückzuge folgten die Mönche und Nonnen, welche seit dem Restitutionsedict die württembergischen Klöster besetzt gehabt hatten.

Der Herzog Administrator verbündete sich nun offen mit den Schweden, ohne jedoch dadurch sein Land von den Kriegslasten frei machen zu können. Denn die Soldaten des neuen Freundes erlaubten sich nicht weniger Ausschweifungen, als die des Feindes, der auf der westlichen Seite, von Baden her, wieder eindrang und im August d. J. das Gränzstädtchen Knittlingen verbrannte und die Einwohner mordete. Auch hiebei zog sich der Schrecken des Kriegsgetümmels in große Nähe von Weinsberg. (Kampf von G. Horn mit Ossa bei Wießloch.)

Hier, in Weinsberg starb in diesem Jahr ein Soldat vom schwedischen Kanofzischen Regiment. (Todtbch.)

Im Juni d. J. wurde ein Corporal unter Bernhards von Gültlingen Comp. zu Pferd im Wirthshaus von einem Soldaten dieser Comp. erstochen und hier begraben.

Gustav Adolph endete am 6. Nov. d. J. sein Heldenleben in der Schlacht bei Lützen.

In diesem Jahr gab es eine gute Erndte. Kernenpreis 5 fl. Wein aber gab es wegen übler Blüthe und frühzeitigen Herbstfrostes wenig und sauren. Weinrchg. Stuttgart 6 fl. 25 kr., Lauffen 7 fl., Brackenheim 6 fl. 40 kr.

1633, wo Herzog Eberhard III. die Selbstregierung antrat, sah Weinsberg in seiner Nähe die große Versammlung von den evangelischen Ständen des ober- und niederrheinischen, des fränkischen und schwäbischen Kreises, nebst den Gesandten von England, Frankreich, Dänemark etc., welche der Kanzler des am 6. Nov. v. J. gefallenen Königshelden, Graf Axel Oxenstierna im Saale des deutschen Hauses zu Heilbronn veranstaltet hatte, um mit ihnen gemeinschaftliche Maßregeln gegen den Feind zu berathen und die erforderlichen Beschlüsse wegen enger Verbindung der vier Kreise mit Schweden zu fassen.

Hier trug Württemberg auch seine Beschwerden über die Ausschweifungen der schwedischen Truppen bei Durchmärschen und Quartieren mit schauderhafter Wahrheit vor. Aus der Weinsberger Chronik ist von diesem Jahr zu berichten, daß am 28. Febr. eine Magd von Widdern, welche zu Schwabbach diente, wegen Ermordung ihres unehelichen Kindes mit dem Schwerdt gerichtet wurde. Auch ward im Februar ein Soldat von Zittlingen, O.-A. Möckmühl, hieher geführt und begraben.

Die Erndte dieses Jahrs war gut. Kernenpreis 7 fl. Die Weingärten aber erfroren am 17. Mai und durch Frühfrost vor dem Herbst, in welchem man wegen Kälte Morgens vor 10 Uhr nicht lesen konnte. Daher gar wenig und saurer Wein. Weinrchg. Stuttgart 10 fl. 17 kr., Lauffen 12 fl., Brackenheim 12 fl.


  1. *) Theatrum europ. II. 496.