Seite:Dillenius Weinsberg 148.png

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Der Wein gerieth noch am beßten. Weinrechnung: Stuttgart 13 fl., Lauffen 12 fl., Brackenheim 12 fl.

1637. Auf den Hunger des vorigen Jahrs folgte zu Weinsberg in diesem Jahr eine große Sterblichkeit. Es starben 192 Personen. Viele Fremde wurden todt auf der Gasse gefunden; so im Juli „ein armer Bub von Grantschen todt im Gras gefunden,“ „eine arme Bettelfrau auf der Gasse todt beim Mist gelegen;“ „im April und Juni 2 Arme – Name unbekannt – todt auf der Gasse gefunden;“ „im September ein Küfer von Beilstein todt auf dem Mist gefunden.“ (K.-Buch.) Weil die Parteien den Ochsen nicht so gefähr waren, wie den Pferden, so fieng man an, Ochsen zu kaufen, um den Ackerbau zu treiben. Vor der Erndte galt 1 Scheffel Dinkel 11 fl. 15 kr., nach derselben 8 fl. und nach Martini 6 fl. Das Rebwerk hatte gut Wetter zum Blühen und zur Zeitigung. In den wüstliegenden Weinbergen hieng Alles voll Trauben. Der Herbst aber war wegen Unsicherheit langwierig, an vielen Orten wurde erst um Martini abgelesen. Wein gab es vielen und guten. Gleichwohl war die Weinrechnung niedrig. Stuttgart 7 fl. 34 kr., Lauffen 9 fl. 20 kr., Brackenheim 6 fl. 40 kr. Auf dem Land galt der Eimer nur 4–5 fl. und doch wollte Niemand kaufen.

Kaiser Ferdinand II. starb am 15. Februar d. J. und sein Sohn Ferdinand III., welcher ihm auf dem Thron folgte, versprach dem vertriebenen Herzog Eberhard III. schon

im Mai 1638, daß er inzwischen den nöthigen Unterhalt aus seinem Lande beziehen dürfe, bis es die Umstände gestatten würden, dasselbe wieder in Besitz zu nehmen. Es stand aber noch bis zum

11. Oktober 1638 an, bis der Herzog nach 4jähriger Abwesenheit wieder nach Stuttgart kommen und von den Bevollmächtigten des Kaisers die Regierung übernehmen durfte.

Weinsberg und Neuenstadt aber blieben noch beinahe 8 Jahre länger im Besitze von Trautmannsdorf.

Auch in diesem Jahr dauerte die Noth noch fort. Im April wurde eine Frau von Vorhof todt in einem leeren Hause, eod. eine Frau von Heilbronn vor dem unteren Thore todt auf dem Mist gefunden.

Die Sommerfrüchte waren in diesem Jahr schlecht, die Winterfrüchte aber, wo Etwas angeblümt worden, gut gerathen. 1 Scheffel Dinkel galt 7–8 fl. Der theilweise im Mai erfrorene Wein hatte wegen Regenwetters um Johannis keine gute Blüthe; daher wenig, aber ein Ausbund gewachsen. Weinrechnung Stuttgart 6 fl. 30 kr., Lauffen 8 fl., Brackenheim 7 fl. 36 kr. (Sieg Herzogs Bernhard von Weimar über die Kaiserlichen am Rhein. Eroberung von Breisach.)

1639 war ein ziemlich nasses Jahr, darin jedoch wieder eine feine Erndte und gute Frucht gewachsen, weil man sich wieder ziemlich mit Ochsen und Pferden versehen und die Felder angebaut hatte. Vor der Erndte Dinkelpreis 4 fl., nachher 2 fl. 30 kr. Wein ziemlich viel, aber sauer. Am 4. Oktober wegen eingefallener Kälte allgemeiner Herbst. Weinrechnung: Stuttgart 12 fl., Lauffen 10 fl. 40 kr., Brackenheim 7 fl. 36 kr. – Herzog Bernhard von Weimar † 8. Juli 1639. Fortdauernde Noth durch Contributionen, Durchzüge und schwere Winterquartiere. Im April starb hier das Kind eines Fouriers von der Kompagnie Oberst von Reinach.

1640 von Weihnachten bis Lichtmeß gelind und warm; hernach aber wieder Schnee und Kälte, wovon die Reben litten. Nach der Frühlingssaat große Dürre, daher langsames Aufgehen der Sommerfrüchte. Winterfrüchte wohl gerathen.