Seite:Dillenius Weinsberg 151.png

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Aug. d. J. starb das hier geborene Kind eines reformirten Lieutenants, Jerg Beckh, von dem hier gelegenen Rußwurm’schen Regiment.

Endlich gab der westphälische Frieden

1648, 24. Okt., dem armen, mit Blut getränkten, mit Trümmern erfüllten, ausgesogenen, entvölkerten und verwilderten Deutschland seine Ruhe wieder und auch Weinsberg konnte sich in den darauf folgenden Jahren allmählig wieder von seiner Verödung und Entvölkerung erholen. Aus der Schweiz kehrten ganze Schaaren flüchtiger Württemberger zurück, welchen sich Mancher der dort Eingeborenen anschloß. Von der schwedischen Armee blieben mit Einemmale 2000 Mann da; denn Weiber und Land mochten sie genug für sich finden und der lange Aufenthalt in Deutschland hatte wohl dieses Land schon Manchem zu seinem Vaterlande gemacht *)[1]. So gelten noch jetzt namentlich die Bewohner des sogenannten Burgfriedens (Maienfels, Neuhütten, Oberhambach, auch Finsterroth) für Abkömmlinge von hier damals angesiedelten Schweden, wofür zwar keine Urkunde, aber – außer der Sage – die Raçe derselben spricht. Von der Ab- und nachherigen Wiederzunahme der Bevölkerung zeugt die Zahl der Geborenen: im Jahr 1631. 68; 1635. 38; 1648. 43; 1653. 51; 1656. 56. Die Früchte geriethen in diesem Jahr wohl. Dinkelpreis 1 fl. 5 kr. Wein aber gab es wegen regnerischer Blüthe theils Orten wenig und insgemein sauren. Weinrechnung: Stuttgart 12 fl. 53 kr., Lauffen 13 fl. 20 kr., Brackenheim 10 fl. 40 kr. Am 10. Dec. heftiges Erdbeben.

h) Weinsberg unter Württemberg-Neuenstadter niedergerichtlicher Herrschaft. 1649–1742.

1649, 30. Sept. gab Herzog Eberhard III. durch brüderlichen Vergleich seinem jüngeren Bruder Friederich die Städte und Ämter Neuenstadt, Möckmühl und die halbe Kellerei Weinsberg, wodurch dieser die niedergerichtliche Obrigkeit zu Neuenstadt und Möckmühl, an Weinsberg aber den halben Theil bekommen, während Eberhard sich die hohe Obrigkeit vorbehielt (Steinh. Chron. I. p. 588). Auch der Weissenhof kam damit an die württ.-neuenstädter Linie (s. unt. J. 1733). Herzog Friedrich, der Sieger bei Kempen (1642) geehrt als tapferer Krieger und als geistvoller Fürst, wählte Neuenstadt zu seinem Wohnsitz und lebte dort den Wissenschaften bis zum 24. März 1682. Er hatte eine Bibliothek von mehr als 20,000 Büchern, auch eine vortreffliche Kunst- und Rüstkammer und eine große Münzsammlung. Vom Kaiser und Reich wurde er 1672 zum General-Feldzeugmeister und General der Infanterie bestellt.

Der Jahrgang war kalt und naß mit Früh- und Spätreifen, auch schädlichen Hagelwettern. Die Frucht kam wieder auf 2 fl. Es wuchs wenig und saurer Wein. Weinrechnung: Stuttgart 14 fl., Lauffen 16 fl., Brackenheim 13 fl. 20 kr.

Am Schalldeckel der Kanzel steht die Jahrszahl 1649, in welchem Jahr demnach die Kirche restaurirt worden. Die Truppen marschirten nach geschlossenem Frieden allmälig ab, namentlich Marschall Türenne am 6. Februar.

1650. Milder Januar, daß die Weingärtner zu hacken und aufzuziehen anfiengen. Aber 19. Febr. wiedereinfallende Kälte und am 17. Mai Erfrieren der niederen Weinberge durch Reifen. Starke Hagelwetter im Juni und Juli. Wo diese nicht hinreichten, reiche Erndte. Dinkelpreis 2 fl. Weniger, doch besserer


  1. *) Spittler, Gesch. v. Württemberg p. 274.