Seite:Dillenius Weinsberg 155.png

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Durchzüge u. s. w. und Ende Septembers näherte sich schon die durch die kaiserliche bedrängte französische Armee der württembergischen Gränze.

Unter Herzog Wilhelm Ludwig; 1674–1677.

1674, wo auch das deutsche Reich sich dem Bündniß des Kaisers mit Holland anschloß, und wo sich auch Herzog Eberhard mit dem Kaiser verband, standen dem großen franz. Feldherrn Türenne nach dem Sieg bei Sinzheim (16. Juni) die Gränzen Württembergs offen, und man zitterte vor ähnlichen Verheerungen, wie Türenne in der benachbarten Pfalz und in Lothringen sich erlaubt hatte, um den Feind aufzuhalten.

Da starb Herzog Eberhard III. am 2. Juli und sein Sohn, Wilhelm Ludwig, welcher ihm in der Regierung folgte, suchte durch strenge Neutralität, ohne Verletzung seiner Pflichten als Reichsstand, sein Land vor dem Ungemach des Krieges zu bewahren, widersetzte sich auch, wie sein Vater, der Vereinigung der Kreistruppen mit dem kaiserlichen Heere; aber die Truppendurchmärsche und Winterquartiere konnte er dadurch nicht verhindern, und letztere besonders lasteten nun um so schwerer auf dem kleinen Lande.

Hagelwetter zerstörten großentheils die Erndte d. J., daher Fruchtpreise an Lichtmeß Kernen 4 fl. 30 kr., Dinkel 1 fl. 40 kr., Haber 1 fl. 20 kr., an Martini Kernen 5 fl. 20 kr., Dinkel 2 fl. 16 kr., Haber 1 fl. 24 kr. Der Weinertrag war gering, die Qualität aber gut. Weinrechn. Güglingen 10 fl. 40 kr., Tübingen 6 fl.

1675. Im Mai passirte die aus den Niederlanden kommende kaiserliche Armee bei Lauffen den Neckar und marschirte dem Rheine zu. Türenne kam bei Straßburg über den Rhein und stellte sich dem kaiserlichen Feldherrn Graf Montecuculi gegenüber, wo er bei einer Recognoscirung des deutschen Lagers bei Saßbach durch eine Stückkugel sein Leben verlor. – Den 27. Juli. – Sein Nachfolger Lorges wurde von Montecuculi über den Rhein zurückgetrieben. Doch sengte und brannte noch vorher ein fliegendes Corps im benachbarten Neckargartach und Frankenbach, obgleich der neue Herzog an die Gränzen, wie auch nach Heilbronn, Landesdefensionstruppen abgesendet hatte. Im November d. J. wurde hier das Kind eines Gefreiten vom Mannsfeldschen Regiment getauft.

Wein gab der Herbst dieses Jahrs nicht nur wenig, sondern auch noch sauren. Preis 12 fl. 45 kr. bis 18 fl. 40 kr. Steigende Fruchtpreise: Lichtmeß. Kernen 5 fl., Dinkel 2 fl. 12 kr., Haber 1 fl. 48 kr., Mart. Kernen 6 fl. 16 kr., Dinkel 2 fl. 16 kr. Haber 2 fl. 19 kr. maximum. Im Sept. d. J. brach die Influenza aus.

Im Winter 1675–76 hatte das Land wieder die schwere Last von Standquartieren zu tragen und der Herzog willigte jetzt in die Vereinigung des Kreiscontingents mit dem kaiserlichen Heere, auch schickte er im Mai 1676 Geschütze zu der Belagerung von Philippsburg, das sich am 8. Sept. den Alliirten übergeben mußte, wobei sich Herzog Friedrich Carl, nachheriger Obervormund und Regierungsverweser von Württemberg, als kaiserlicher Oberst auszeichnete.

Am 23. April ist die Frau des Pfarrers von Sulzbach, hieher vor den durchmarschirenden Soldaten fliehend, zu Weinsberg in die Kindbett gekommen. (Taufb.)

Mömpelgard wurde in diesem Jahr von den Franzosen besetzt, geplündert und verheert. Der Jahrgang war an Wein eben so reich, als die Qualität gut. Preis 14 fl. 40 kr. bis 16 fl. 50 kr. Fruchtpreise an Lichtmeß: Kernen 5 fl. 45 kr., Dinkel 2 fl. 28 kr., Haber 1 fl. 56 kr. maximum; Martini: Kernen 5 fl., Dinkel 2 fl. Haber 1 fl. 48. kr.