Seite:Dillenius Weinsberg 158.png

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1689. Im Juli näherten sich die Franzosen von Heidelberg her, dessen Belagerung sie aufheben mußten, wieder der Landesgränze unter Verheerung, Sengen und Brennen, wurden aber durch ein allgemeines Landesaufgebot abgehalten. Die Reben waren im Winter und Frühling erfroren, daher sehr wenig, doch guter Wein. Preis 13 fl. 30 kr. bis 16 fl. In Tübingen wuchs kein Wein. Erndte ungünstig. Kernen stieg Ende d. J. auf 10 fl., Dinkel auf 3 fl. 50 kr.

1690. Im Juli Durchzug der chursächsischen Armee, welche bei Lauffen und Heilbronn den Neckar passirte und zur alliirten Hauptarmee stieß. Herbstertrag ziemlich reichlich, doch mittelmäßiger Qualität. Preis: 8–11 fl. 30 kr.; ziemlich reiche Erndte, daher Preise sinkend, doch nicht weiter als auf 8 fl. beim Kernen; im Dec. auf 3 fl. 20 kr. beim Dinkel, 2 fl. 40 kr. beim Haber. – Am Aschermittwoch wurde hier in Weinsberg Elisabeth Hansin von Löwenstein, welche ihr 10wöchentliches Knäblein zu Hölzern in einer Scheuer aus Ungeduld der Armuth und Kälte ermordet hatte, mit dem Schwerdte hingerichtet.

1691. Im Juli ging der Churfürst von Sachsen mit seinen, wie auch den kaiserlichen, fränkischen, schwäbischen und württembergischen Truppen bei Mannheim über den Rhein. Übergang der Franzosen bei Philippsburg auf das rechte Rheinufer, weßhalb auch die alliirte Armee sich wieder herüberzog. Schädliche Kälte im Winter und Frühling, regnerische Witterung im Sommer. Daher Wein weder reichlich noch süß und angenehm. Preis 6 fl. 40 kr., 13–17 fl. Sehr mittelm. Erndte. Steigende Theurung; und zwar gegen Ende des Jahrs beim Kernen auf 9 fl., Dinkel 3 fl. 30 kr., Haber 2 fl. 56 kr.

1691. 27. Octbr. starb zu Heilbronn Tobias Maximilian v. Haugwitz, Oberst eines chursächsischen Reiterregiments, aet. 50 und wurde den 29. Oct. nach Weinsberg geführt, wo er nach einer im Altar gehaltenen Trauerrede, im Chor der Stadtkirche begraben wurde. Seine Erben bezahlten dafür an Weinsberg 60 fl., welche nach der Inschrift der großen silbernen Altarskanne zu deren Anschaffung verwendet wurden. Neben der Inschrift ist das Wappen der Stadt: Adler und Weinstock. Auch im Sept. und Oct. wurde ein in Erlenbach gestorbener Soldat vom fränkisch-Millendorf’schen Regiment und ein im Armenhaus gestorbener württembergischer Dragoner hier begraben.

1692. 1. Sept. Übergang der Alliirten über den Rhein bei Mannheim unter dem Markgrafen von Brandenburg-Baireuth. Dagegen giengen die Franzosen unter dem Herzog von Lorge bei Fort Louis herüber und bedrohten Württemberg auf’s Neue. Herzog Friedrich Carl bezog, um sie aufzuhalten, mit etlichen Regimentern ein befestigtes Lager bei Ötisheim, wurde aber, nachdem die Franzosen Pforzheim eingenommen hatten, am 17. Sept. von der überlegenen Macht angegriffen, zum Rückzug genöthigt und auf diesem von den Franzosen gefangen und nach Straßburg und Paris abgeführt. Mit Feuer und Schwerdt wütheten jetzt die Feinde in Vaihingen, Knittlingen, Neuenbürg, Calw, Liebenzell, Zavelstein und Kloster Hirschau.

Weinsberg wurde nur durch täglich neue Schreckensbotschaften von der Enz her geängstet.

Im April d. J. wurde hier nach empfangenem christlichem Unterricht ein junges Mädchen, eine geborne Türkin getauft, welche Herzog Carl Rudolph von Württemberg-Neuenstadt aus der Stadt Misitra auf Morea mit sich gebracht hatte. Sie erhielt die Namen Clara Christina, wurde nachmals die Gattin des hiesigen