Seite:Dillenius Weinsberg 159.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Kaufmanns und Gerichtsverwandten Joh. Becker und starb als dessen Wittwe den 25. Jan. 1739 über 60 Jahre alt.

Schädliche Kälte im Winter und Frühjahr und regnerischer Sommer. Daher geringe Erndte und wieder hochsteigende Preise beim Kernen im December 14 fl., beim Dinkel 5 fl. 24 kr., beim Haber 2 fl. 44 kr. Nicht reichlicher Herbstertrag und kein süßes Gewächs; Preis 6 fl. 40 kr. bis 13 fl. (zu Besigheim).

1693. Herzog Eberhard Ludwig, erst 16jährig, wird vom Kaiser 20. Jan. für volljährig erklärt und tritt die Regierung an, 6. Febr.

In diesem Jahr kamen die Schrecken des Krieges Weinsberg noch näher. Denn am 7. Mai gieng ein französisches Heer von 70–80,000 Mann unter dem Herzog von Lorge bei Philippsburg über den Rhein, zerstörte Heidelberg und breitete sich gegen den Neckar aus. Die alliirte Armee sammelte sich bei Heilbronn, unter dem Markgrafen von Baden und Herzog Eberhard Ludwig, marschirte am 1. Juni von Heilbronn den Neckar hinauf und stand in einem verschanzten Lager zwischen Lauffen und Heilbronn fast 3 Monate unbeweglich, wobei die streitbare Mannschaft der Ämter Weinsberg, Neuenstadt und Möckmühl aufgeboten und Alles weit umher aufgezehrt wurde.

Am 8. Juni starb allhier an seiner von den Franzosen bei Horken (Horkheim) empfangenen Blessur Jak. Friedrich von Wangenheim, Lieutenant unter dem Sachsen-Gotha’schen Regiment zu Fuß, 28 Jahre alt, und wurde auf dem oberen Kirchhofe begraben.

Auch an Flüchtlingen fehlte es nicht. Am 21. Juli starb einem armen Mann von Walen (Wahlheim), der hier in der Flucht war, ein 8jähriges Töchterlein.

Inzwischen rückte ein zweites französisches Heer unter dem Dauphin von Pforzheim her gegen Württemberg und vereinigte sich am Fuße des Asbergs mit dem früher eingerückten unter de Lorge. Besigheim, das von 300 Kaiserlichen besetzt war, mußte sich ergeben. Das französische Heer gieng bei Neckarbeihingen über den Neckar und bezeichnete seinen Weg durch Raub und Brand. In wenigen Tagen lagen Marbach, Beilstein, Backnang und Winnenden nebst vielen Dörfern in Schutthaufen. Das französische Heer stellte sich, 60,000 Mann stark, zwischen Liebenstein und Ottmarsheim dem alliirten Heere gegenüber, wobei der Markgraf den General Soyer mit 8 Schwadronen in’s Weinsberger Thal zur Beobachtung der Franzosen aufstellte und Löwenstein besetzen ließ, verließ aber am 6. Aug. seine Stellung wieder, ohne die Alliirten anzugreifen, zog sich bei Pleidelsheim über den Neckar zurück und lagerte sich wieder zwischen dem Asberg und Kornwestheim. Von hier aus trat der Dauphin mit der Regierung Stuttgart wegen einer Brandschatzung in Unterhandlung und drohte mit Verbrennung der Hauptstadt und ihrer Umgegend, wenn seine Forderung nicht bewilligt werde. Am 13. Aug. kam endlich ein Vertrag zu Stande, wornach Württemberg 1,200,000 Livres in kurzen Fristen und bis zum Ende des Kriegs jährlich 300,000 Livres bezahlen und zur Sicherheit 6 Geiseln stellen sollte.

Am 18. August begannen die Franzosen, nach einem vergeblichen Angriff auf das Lager des Markgrafen von Baden, nach Verbrennung ihrer Feldbäckerei in Vaihingen (wobei die Stadt selbst in Rauch aufgieng), und nach Einlauf ungünstiger Nachrichten von anderen Gegenden des Kriegsschauplatzes, Württemberg zu räumen, wobei sie statt 6 Geiseln 15 mitnahmen und nach Metz in schwere Gefangenschaft führten. Ein beträchtlicher Theil des Landes hatte schreckliche Verheerungen erlitten,