Seite:Dillenius Weinsberg 164.png

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und am meisten 1707, wo nach dem Tode des Markgrafen von Baden, der württembergische Herzog vor dem mit 40,000 Mann anrückenden Marschall Villars über Pforzheim bis Ellwangen sich zurückziehen mußte, die Franzosen im Juni Stuttgart besetzten, gegen das Remsthal vorrückten, das befestigte Schorndorf einnahmen und den Nachtrab des deutschen Heeres schlugen; worauf sich das französische Heer sengend und brennend über das unbedeckte Land verbreitete, bis Villars durch eine Seitenbewegung des deutschen Heeres, welches von Ellwangen aus über Gmünd, Hall, Öhringen, Weinsberg, Heilbronn, Sinzheim gegen den Rhein vorrückte, genöthigt wurde, das Lager bei Sontheim, von wo er bereits Heilbronn zur Übergabe aufgefordert hatte, zu verlassen und Württemberg mit der Hauptmacht zu räumen; und bis der Herzog auch einzelne französische Streifpartieen vollends, durch Besetzung des Schwarzwaldpasses von Hornberg, aus dem Lande vertrieb.

Noch näher drohte ein französischer Einfall 1712 von Ettlingen her, wo sich aber der Herzog in seiner festen Stellung gegen die feindliche Übermacht behauptete und

1713, wo Villars mit 100,000 Mann von Mannheim, Landau und Freiburg her gegen Oberschwaben und Württemberg vorrückte.

Der Frieden von Rastadt und Baden, März und September 1714, beendigte den unseligen Krieg, der das arme Land nur in der Periode von 1702–1709 15½ Millionen Gulden gekostet hatte.

An Durchzügen sah Weinsberg in der Nähe im Juni 1704 den von dem berühmten Herzog von Marlborough *)[1], welcher mit 30,000 Engländern, Holländern und Deutschen, aus den Niederlanden kommend, von Heilbronn aus in 3 Heerhaufen durch Württemberg zog, um dem verbündeten Heere unter Prinz Eugen von Savoyen und Prinz Ludwig von Baden zu Hülfe zu kommen.

1706–7 hatte Weinsberg Winterquartier von einem Dragonerregiments-Stab, welches nur für Stallmiethe die Stadt 150 fl. kostete. Von Flüchtlingen aus Offenburg und Enzweihingen wurden im Juni 1707 2 Kinder hier getauft.

Ebenso zog das deutsche Heer – s. oben – im August 1707 von Ellwangen aus über Hall, Öhringen, Heilbronn und Sinzheim gegen den Rhein vorrückend, hier durch.

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Wir schieben hier den Weinertrag etc. von 1701–1706 ein.

1701 fiel die Weinlese und Getraide-Erndte nach Menge und Güte zufriedenstellend aus. Preis 8 fl. bis 14 fl. 40 kr. in Besigheim, in Güglingen 8 fl. Langer Winter, trockener Sommer. Fruchtpreise in Stuttgart: an Georgii Kern. 6 fl. 5 kr., Dinkel 2 fl. 44 kr. Haber 1 fl. 52 kr.; Ende des Jahres Kernen 5 fl. 48 kr., Dinkel 2 fl. 40 kr., Haber 2 fl. 16 kr.

1702. Wein-Ertrag reichlich, Qualität mittelmäßig. Preis von 4 fl. bis 9 fl. 20 kr. Besigheim, Güglingen 6 fl. 30 kr. Langer Winter, kühler Sommer. Fruchtpreise Ende Jahres: Kern. 5 fl. 30 kr., Dinkel 2 fl. 36 kr., Haber 2 fl. 30 kr.


  1. *) Dieser Herzog, welcher bei seiner Zusammenkunft mit Prinz Eugen und dem Herzog Eberhard Ludwig im Lamm zu Heppach (13. Juni 1794) den Remsthaler Wein selbst gekostet hatte, bezog in den Jahren 1704, 1705 und 1706 aus Württemberg Wein für sich und die Königin Anna von England. Der Herzog von Württemberg ließ für ihn im Oktober 1704 10 Eimer, 7 Imi, 7 Maas bei dem Geistlichen Verwalter Fulda in Weinsberg kaufen, à 60 fl. per Eimer.