Seite:Dillenius Weinsberg 165.png

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1703 lieferte vielen und guten Wein. Preis von 4 fl. 20 kr., Güglingen, bis 10 fl. 30 kr., Besigheim. Später Frühling, unbeständiger Sommer. Ziemlich gute Erndte. Fruchtpreise December: Kernen 6 fl. 24 kr., Dinkel 2 fl. 44 kr., Haber 2 fl. 12 kr. Maximum.

1704. Wein-Ertrag gering. Qualität lobenswerth. Preis von 13 fl. 20 kr. bis 18 fl., Waiblingen; Besigheim 16 fl. Ziemlich kalter Winter, warmer Frühling. Nachtfröste im Mai. Obst wenig. Fruchtpreise steigend. Ende des Jahres Kernen 7 fl., Dinkel 3 fl. 8 kr., Haber 2 fl. 20 kr.

Mitten in den Kriegsläufen wurde

1705 den 13. October Dorothea Barbara Reyhin von Willsbach zu Weinsberg „umb begangenen Mariticidii willen“ (Ehmannsmords) auf der Schleifen an die Malefizstätte geführt und mit dem Schwerdte hingerichtet.

Ziemlich strenger Winter, am 25. und 26. Mai noch reichlich Schnee. Günstiger Sommer. Reiche Erndte. Preise fallend. Kernen 5 fl. 10 kr., Dinkel und Haber 2 fl. 24 kr. Wein gab dieser Jahrgang ziemlich viel von mittlerer Güte. Preis von 11 fl., Tübingen, bis 16 fl., Besigheim.

Küfer Erni von Eßlingen wurde in diesem Jahr zu Stuttgart decollirt, weil er den Wein durch Silberglätte – als guter Schöne – verfälscht und auch viele Leute zu Weinsberg verführt hatte, seinem Beispiele zu folgen, wovon mehrere Personen den Tod getrunken. Man ließ 100 Eimer solchen Weins in den Boden laufen und verbot den Gebrauch der Silberglätte bei Lebensstrafe (W. Jahrb. v. 1850).

1706. Ungewöhnlich trockener Winter. Sehr günstiger Sommer. Reiche Erndte. Preise fallend. Kernen im December 4 fl. 45 kr., Dinkel 2 fl. 10 kr., Haber 2 fl. Wein der Quantität und Qualität nach ausgezeichnet. Preis 10 fl. 40 kr., Tübingen und Waiblingen; Güglingen 12 fl.; Besigheim 16 fl.

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Zu den schweren Bedrängnissen des Krieges gesellte sich

1707 den 19. August das Unglück eines großen Brandes, welcher die Stadt innerhalb 4 Stunden – bis auf etwa 30 Häuser und die Kirche zerstörte. Manches, was die Landbewohner vor der Raubsucht der gerade in Stuttgart und im Remsthale hausenden Franzosen (s. oben) in die Stadt geflüchtet hatten *)[1], gieng bei diesem großen Brande zu Grunde, so namentlich die Bibliothek des Pfarrers M. Heidegger von Horkheim, damals Weinsberger Superintendenz **)[2].

Nach den vorliegenden Acten giengen bei diesem großen Brande im Rauche auf: 8 herrschaftliche Gebäude, worunter das steinerne Amtshaus, darin der Keller seine Wohnung hatte (das Schlößlein von Herzog Christoph), das Bandhaus mit allen seinen Materialien, der tiefe Keller oder Zehndscheuer, die große Kelter und Fruchtboden an des Kellers Wohnung, die Vogteiwohnung und herrschaftlicher Stall, das Helferathaus mit der Kelter und Scheuern, so der geistlichen Verwaltung (2 Gebäude); 3 städtische Gebäude: das Rathhaus mit der Registratur, weßhalb die städtischen Acten nur bis 1707 zurückweisen, die Stadtkelter und das Bandhaus; 125½ Bürgerhäuser, worunter Wilhelm Hessen, wo das Feuer entstanden, Herr Hauptzollers Reyschers Haus und Scheuer, H.


  1. *) Auch Flüchtlinge von Offenburg und Schwieberdingen waren in der Stadt, denen nach dem Taufbuche Anfangs Juniis je 1 Kind getauft wurde.
  2. **) Scheffer Chronolog. Gesch. S. 200. Sattler topogr. Gesch. S. 435.