Seite:Dillenius Weinsberg 169.png

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und kam im folgenden Jahr 1708 als Special-Superintendent und Stadtpfarrer nach Schorndorf. Ihm folgte M. Joh. Thom. Friedr. Schütz 1708–27. – Stadtpfarrer war zur Zeit dieses Brandes, ohne davon zu leiden – weßhalb auch die Kirchenbücher bis rückwärts 1571 noch vorhanden sind – M. Joh. David Hermann, 1703–1710, von 1710–1714 zugleich Special-Superintendent der in diesem Jahr wieder errichteten Diöcese Weinsberg mit Zugabe des Klosteroberamts Lichtenstern. – Präceptor war damals, ohne von dem Brande zu leiden, Joh. Paul Kraft, II. vice bis 1711. – Der abgebrannte Organist (und Collaborator) Truckenmüller (oder Drackenmüller) verschwindet 1709. Ihm folgte Joh. Phil. Wagner 1709–14. – Vogt war der gleichfalls mit abgebrannte, oben oft genannte ** Ritter bis 1737. – Die Bürgermeister: Bellon, zugleich Landschaftsmitglied; Kilian, zuweilen Vogteiamtsverweser (Stadtr.-Prot.), und Lutz; der Stadtschreiber: Speidel; der geistliche Verwalter: Fulda; der Amtspfleger: Heiland; der Arzt: Dr. Bier oder Bürr; der Kammerrath: Hofmann; der Apotheker: Schweitzer; der Lict. Jäger – gehörten Alle zu den vom Unglück des Abbrennens Betroffenen.

Getraut wurden in diesem Unglücksjahre nur 3 Paare, während im folgenden 1708 10 Paare.

Der Herbst dieses J. 1707 gewährte ziemlich vielen und guten Wein; aber es fehlte an Keltern, Fässern und Kellern in der abgebrannten Stadt. Preis anderswo 7 fl. 30 kr., in Güglingen 8 fl., zu Besigheim 10 fl. – Fruchtpreise: im Juli Kernen 6 fl. 32 kr., Dinkel 2 fl. 40 kr., Haber 2 fl. 36 kr.; im December Kernen 6 fl. 12 kr., Dinkel 2 fl. 48 kr., Haber 2 fl.

1707/09 macht der Stadtrath, unter Berufung auf das große Brandunglück, Vorstellungen gegen den fürstlichen Befehl, „mit den Ludwigsburger Schanzgeldern zu continuiren.“ Bekanntlich mußten die Städte und Ämter des Landes in dem vom Herzog um diese Zeit gegründeten Ludwigsburg eigene Häuser bauen, welche der Herzog an seine Günstlinge verschenkte.

1708 wurde das jetzige Decanathaus an dem vergrößerten Markt neuerbaut von Kammerrath Hofmann, aber erst 1742 von den Hofmann’schen Erben zum Decanathaus erkauft (cfr. eiserne Zahlen am steinernen Giebel.)

eod. 1708 „ist eine Mannsperson von Waldbach, Namens Würth, die einen Anderen fürsetzlich auf dem Weg erschossen, anhero gebracht, in Ermanglung aber von Gefängniß und Band, die bei der entsetzlichen Brunst von 1707 zu Grund gegangen, in Ketten, welche Hufschmied Heß pro 48 kr. neu gemacht (nach Vogteirechnung), nacher Großbottwar geführt und daselbst lebendig gerädert worden.“

Dinkelpreis nach Stadtrathsprotokoll 1 fl. 52 kr., Roggen 4 fl., Haber 1 fl. 45 kr.; in Stuttgart Martini Dinkel 3 fl. 6 kr., Korn 7 fl. 10 kr., Haber 1 fl. 56 kr. Wein gab es wenig, weil die Reben stark durch den Frost gelitten, aber Qualität gut. Preis 10 fl. 40 kr., Güglingen 12 fl. 40 kr., Besigheim 15 fl.

1709. Grimmkalter Winter, am stärksten vom 6.–23. Januar. Vögel und Menschen erfroren, auch Wein in den Kellern und unbezogene Reben. (Eis acht Tage mannshoch an den Ufern). Noch am 10. und 11. März tiefer Schnee. Überschwemmung beim Abgang. Ganz wenig und saurer Wein. Preis: Waiblingen 16 fl., Besigheim 17 fl. 20 kr:, Güglingen 18 fl. Dinkelpreis nach Stadr.-Protokoll 2 fl. 15 kr., Roggen 4 fl., Haber 1 fl. 48 kr.; in Stuttgart Mart. Dinkel 3 fl. 46 kr., Kernen 11 fl. 30 kr., Haber 2 fl. Einführung der Tabacksregie.