Seite:Dillenius Weinsberg 175.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Schönborn – gegen protestantische Religion. Dumpfe Gährung im Lande. Von Obenher beseitiget durch den plötzlichen Tod Herzog Carl Alexanders 12. März. in Ludwigsburg.

Unter Herzog Carl Eugen 1737–93. Vormünder: Carl Rudolph 1737–1738 und Carl Friedrich 1738–44.

Da der älteste Sohn Carl Eugen erst neun Jahre alt war, so übernahm Herzog Carl Rudolph – von Neuenstadt, s. J. 1649 – die Vormundschaft und behauptete sich darin, trotz der gegen ihn erhobenen Umtriebe, gab sie aber im folgenden Jahr 1738 wegen hohen Alters, nach ruhmvoller Thätigkeit, an seinen Vetter Herzog Carl Friedrich von Württemberg-Oels ab.

Wein sowohl gut, als ziemlich viel, wo er nicht durch Hagel vernichtet war. Preis von 8 fl. (Tübingen) 10 fl. 40 kr. (Güglingen) bis 13 fl. (Waiblingen und Besigheim). Brodtaxe: 8 Pfund im April 9 kr., erst Oktober 10 kr., Dezember 11 kr.

Im Mai an verschiedenen Orten des Landes Erdbeben. Als Vogt kam in diesem Jahr an Ritters Stelle Hochstetter.

1738, 4. Februar. Jud Süß büßt für seine Betrügereien am Galgen. Am 1. Mai Schnee mit folgender Kälte, wodurch die Weinberge ziemlich erfroren. Herbstertrag deßhalb gering, aber Qualität vorzüglich. Preis von 13 fl. 20 kr. (Tübingen) 16 fl. (Waiblingen und Güglingen) bis 18 fl. (Besigheim).

Brodtaxe zwischen 10 und 11 kr. sich bewegend.

1739. Ein württemb. Infanterieregiment wurde in östreichische Dienste gegeben, zum Türkenkrieg. Ob unter den hiezu Angeworbenen auch Leute von Stadt und Bezirk Weinsberg waren, konnte bei der damals unvollständigen Führung der Kirchenbücher nicht ermittelt werden. Einwohner hatte die Stadt in diesem Jahr 1345. Herbstertrag reichlich – in Stuttgart über 12 Eimer per Morgen – Qualität mittelmäßig; doch wurde der Wein noch im Fasse gut. Preis von 5 fl. 20 kr. (Tübingen), 6–7 fl. (Güglingen und Waiblingen) bis 8 fl. (Besigheim). Schneller Aufschlag der Früchte. Brodtaxe: März 10 kr., Mai 11 kr., Juni 12 bis 14 kr., August wieder 12 kr., November 13 kr. Wegen Aufschlags und Brodmangels beschloß der Magistrat: die Bäcker sollen vor Mittags kein Brod an Auswärtige abgeben, Juden und andere Fremde aber gar abweisen.

Der Winter fing schon an Martini an und dauerte mit der heftigsten Kälte (durch ganz Europa) bis Ende März des folgenden Jahrs, am stärksten vom 24. bis 26. Februar.

1740. Baumblüthe erst Ausgang Mai’s. Es blieb aber von da an so gut, daß es fast in dreißig Jahren nicht so viel Obst gegeben, wie in diesem Jahr. Die Dinkelerndte ist erst um Bartholomäi gewesen. (Heilbr. Chron.) Der Wein aber ist im ganzen Lande so erfroren, daß keine Weinrechnung gemacht wurde und an den meisten Orten kein Tropfen unter die Kelter gekommen. Was man noch hin und her gesammelt, war so sauer, daß man es kaum genießen konnte. Nur von Waiblingen ist bekannt, daß daselbst ein Eimer um 4 fl. verkauft wurde. Brodtaxe: Januar 12 kr., Februar 13 kr., März 15 kr., Juni 16 kr., August 14 kr., September bis November 13 kr., Dezember 16 kr.

Am 12. Oct. d. J. wurde beim Galgen und Hochgericht neben der Heilbronner Straße „ob veneficium et parricidium in socru admissum et in socero attentatum“ (Vergiftung der Schwiegermutter und Versuch beim Schwiegervater) decollirt Michel Wieland von Hinter-Büchelberg. Sein Körper wurde hernach auf’s Rad gelegt.