Seite:Dillenius Weinsberg 176.png

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1741. (Im Juli Überschwemmung im Neckarthal. August Hagel in Brackenheim.) Wein weniger durch Menge, als durch Güte ausgezeichnet. Preis von 13 fl. 20 kr. (Tübingen), 14 fl. (Waiblingen) bis 15 fl. (Güglingen und Besigheim). Brodtaxe: Jan. 12 kr., Febr. 11 kr., März 10 kr., 16 Loth-Weck 1 kr., April 11 kr., Mai und Juni 12 kr., Sept. 14 kr., Oct. 15 kr., Nov. 14 kr.

In Folge des in diesem J. ausgebrochenen östreichischen Successionskrieges, worin Baiern im Bunde mit Frankreich, nachmals auch mit Neapel, Spanien, Preußen und den Churfürsten von Cölln, Pfalz und Sachsen gegen die östreichische Maria Theresia kämpfte, marschirten im Aug. d. J. französische Hülfstruppen durch Schwaben und Württemberg in 4 Colonnen dem Churfürstenthum Baiern zu und ihr Anzug verbreitete großen Schrecken im Lande, daß Viele ihre Effecten in benachbarte Städte flüchteten. Der Herzog Administrator beruhigte aber durch ein eigenes Patent die Unterthanen, daß die Franzosen die schärfste Mannszucht halten werden, was denn auch wirklich überall der Fall war. 1 württ. Infant.Regiment und 1 Dragoner-Reg. wurden in preußische Dienste gegeben.

1742. Am 4. Jan. wurde der Churfürst von Baiern unter dem Namen Carl VII. zum Kaiser gewählt.

Zu Anfang d. J. stand ein Komet am Himmel bis zum März. – Strenge Kälte bis in den Februar.

Am 4. März starb der hies. Spec.Sup. und Stadtpf. M. Friedr. Wilh. Schmid. Ihm folgte der bisherige zweite Stiftsdiaconus M. Phil. Gottfried Faber, hier bis 1752. – Erkaufung des jetzigen Decanathauses, s. 1708. Erndte ziemlich gut. Brodtaxe für 8 Pfd. Kernenbrod Jan. 13 kr., April 15 kr., Juni 14 kr., Juli u. s. f. 13 kr.

Auf Antrag des neuen Spec. Faber wurde die Mauer an der Sacristei durchgebrochen und eine Thüre angebracht, um nicht durch die Kirche gehen zu müssen, sondern von außen in die Sacristei kommen zu können.

1742. Am 17. Nov. starb in Neuenstadt, 75½ J. alt, der edle Herzog Carl Rudolph, 1737/38 Herzog Vormund für den noch minderjährigen Herzog Carl. Mit ihm starb der Mannsstamm der Württ.Neuenstadt’schen Linie aus und seine Besitzungen, Neuenstadt, Möckmühl und halb Weinsberg, welche seit 1649, also nahezu ein Jahrhundert dieser Linie gehört hatten, fielen wieder an das regierende Haus Württemberg zurück. Also

i) Heimfall von Weinsberg an das regierende herzogliche Haus Württemberg.

Im Nov. d. J. 1742 wurde hier der sogen. Singer-Thomas, „ein Jaunergeselle, pontific., ob varia crimina“ lebendig gerädert. (Kirchbücher.)

Wein gab der Herbst nicht nur wenig, sondern auch sauren und herben. Preis von 9 fl. bis 9 fl. 20 kr. (Tübingen und Güglingen), 10 fl. (Waiblingen) und Stuttgart bis 11 fl. (Besigheim).

Die Seelenzahl betrug in diesem Jahr 1350;*)[1] darunter Bürger 216, Beisitzer 18, Officianten 18, Wittfrauen 50.


  1. *) Communic. 1060, Catechum. 101, Infantes 153, Simpel 33, Papisten 3; nach officieller Zählungsliste.