Seite:Dillenius Weinsberg 181.png

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eod. Juli. Hochfürstl. Befehl, „daß 2 Weibsbilder, Affin und Grimmin, wegen Versündigung durch ein gottloses Pasquill über die hiesige geistliche und weltliche Obrigkeit 8 Tage unter Abspeisung mit Wasser und Brod incarcerirt und das originaliter remittirte Pasquill durch den Stadtknecht publice verrissen werden solle.“ Nach Wiederbeifahung der Entflohenen exequirt (Stadtprot.).

Jahrgang: Sommer kühl und feucht. Erndte mittelmäßig. Stadträthliche Brodtaxe: 8 Pfd. Kernenbrod vor der Erndte 13 kr., im September 11 kr. Herbstertrag gering; Produkt von mittlerer Güte. Preis bis 15 fl. 30 kr.

1759, März. Nach dem Tode des bisher gemeinschaftlichen Stadt- und Amts-Physikus Dr. Faber in Neuenstadt wurde hier ein eigener Stadt- und Amts-Physikus aufgestellt in der Person des – oben J. 1757 – aufgenommenen Med. Lic. Pract. Liesching. (St.R.Prot). 12. März. Wiedererscheinen des Halleyschen Kometen vom Jahr 1682. Im Frühjahr wurden auf die sogen. Bleiche Maulbeerbäume gesetzt. Anordnung von Herzog Carl, um die Seidezucht in Aufnahme zu bringen (ibid.). Im Mai mußte sich auch die hiesige Jugend vom 16. Jahre an zur Auswahl in Marbach stellen, welche Serenissimus in eigener Person dort vornahm. Ebendahin mußten die tüchtigen Pferde vom 3. Jahre an gebracht werden.

eod. erscheint hier Oberstwachtmeister, General-Adjutant von Göllnitz – später s. unt. das herzogl. Guide-Corps – um die Gegend aufzunehmen und in eine Charte zu bringen. Von Letzterem hatte die Stadt langes Quartier. Im Herbst Durchmarsch herzogl. Truppen (gegen Preußen), denen Brod bis Möckmühl nachgeführt werden mußte. Fruchtpreise: Roggen 5 fl., Dinkel 3 fl. 20 kr. Stadträthliche Brodpreise: 6 Pfd. Kernenbrod im März 11 kr., Mai–Juni 10 kr., Sept. 11 kr.

Jahrgang 1759. Winter mild; 19. und 20. Mai Frost. 2. Hälfte des Sommers sehr heiß. Daher Wein ziemlich viel und gut. Preis 15 bis 20 fl.

Spec.-Superint. Oetinger als solcher nach Herrenberg versetzt. Nachfolger der bisherige Pfarrer in Ehningen, M. Steinhofer, hier nur 3 Jahre, s. unten 1761.

1760, 26. April. Samstag war allhier von früh 8 Uhr an ein mit Blitz und Donner und dazwischen gefallenem starkem Regen abwechselndes Ungewitter. Und da es schien, als wäre die Heftigkeit desselben bereits vorüber, ging man um halb 11 Uhr in die gewöhnliche Bibel- oder sogenannte Vesperlection, welche M. Süßkind hielt als Stadtpfarrvicarius (wahrscheinlich der nachmalige Diacon in Löchgau 1767 bis 1775 und Pfarrer daselbst 1775 bis 1791). Da er nun dieselbe fast absolvirt hatte und wirklich in dem Gebet der gewöhnlichen Collecte vor dem Altar begriffen war, fiel ein ganzer Feuerball mit großen Schlägen und Krachen auf die Spitze des Thurmes. Von da gieng der Schlag mit getheilten Strahlen in das Dach zu beiden Seiten, drang durch den Thurm herab und schlug an der Wand der Sacristei herunter. In die Kirche selbst fiel ein Klumpen Feuer bei den Glockenseilern, gleich hinter den Stühlen der Knaben herab. Gott hielt aber seine bewahrende Hand über ihnen, daß Keiner davon beschädiget wurde.

Ein anderer Feuerstrahl gieng auf die Stühle der 3 Schulbedienten, welche nebeneinander standen und afficirte alle 3 vornehmlich an den Füßen, daß sie sämmtlich aus der Kirche getragen werden mußten, worauf man an den Beinen rothe und blaue Striemen gewahr wurde. Der deutsche Schulmeister (Johann Lautenschläger, copul. 20. Nov. 1731, resignirt schon 1774) wurde davon am meisten angegriffen, indem derselbe auch auf dem Rücken viele rothe Striemen hatte, welche ihm bis in den 3. Tag viele brennende Schmerzen verursachten. Der Vicarius (Süßkind), welcher