Seite:Dillenius Weinsberg 182.png

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nur 2 Schritte davon an dem Altare stand, blieb ganz unbeschädiget und unter seinem Gebet unerschrocken, daß er unter demüthigem Dank gegen Gott für seine gnädige Bewahrung getrost nach Hause gehen konnte. Auch die 3 Schulbedienten, ob sie schon nicht auf ihren Füßen stehen konnten, waren bei sich selbst und wohlgefaßt in ihrem Gemüthe. So erzählt die Sache ein altes, in der Stadtpfarr-Registratur vorliegendes Blatt von 1760.

Hiezu eine vorliegende Abschrift der im Jahr 1800, bei Reparatur des Kirchthurms und Knopfes in letzterem gefundenen und wieder dahin deponirten Schrift vom Jahr 1760, abgeschrieben von Spitalverwalter Knaus, vidim. v. Special Neuffer.

„Der lieben Posterität dient zur Nachricht, daß gegenwärtiger Kirchthumsknopf im Jahr nach der gnadenreichen Geburt unseres theuren Herrn und Heilandes Jesu Christi 1760 der Ursache reparirt werden müssen *)[1], weilen derselbe nebst dem Hahnen den 26. April, da ein lang anhaltendes schweres Ungewitter über hiesige Stadt ausgebrochen, durch einen Strahl ziemlich beschädiget worden war, welcher nebst diesem nicht nur die schwersten Quader aus dem alten, massiven Gemäuer heraussprengte, sondern auch, weil man just in der Betstunde war, den Präceptor, Provisor, Schulmeister und Zollbereiter nebst einem Schulknaben theils darniederwarf, theils so betäubte, daß sie nicht von der Stelle gehen konnten, sondern nach Hause getragen werden mußten, wo jedoch sämmtlich diese Personen nach wenigen Tagen restituirt worden seynd. Bei alle deme hat jedoch der große Gott noch mit sonderlicher Gnade und Verschonen über uns gewaltet, indem das Feuer, welches in dem Kirchthurm einen Balken ergriffen hatte, nicht weiter fortgeloffen, sondern leichtlich wieder zu löschen gewesen ist; wovor auch dieser gnädige Vatter im Himmel herzlich gepriesen und inständig gebeten seyn sollte, hieran ein gnädiges Genüge zu haben und in Zukunft dergleichen Unglück ferne von hiesiger Stadt abzuwenden. Wobei noch als eine göttliche Providenz nicht unberührt zu lassen, daß der dermalige Stadtpfarr-Vicarius, Herr M. Süßkind, bei dem Ausbruch des Ungewitters und geschehenem Strahlstreich noch hinter dem Altar nur etliche Schritt von obbemeldten Schulbedienten gestanden, aber nicht im mindesten beschädiget worden ist.“

Zu dieser Zeit waren folgende Geistliche und weltliche Vorsteher allhier bestellt: der Hochedelgeborne und hochgelehrte Herr Carl Ludwig Malblank, Sr. Herzogl. Durchlaucht zu Württemberg hochangesehener Oberamtmann; der Hochehrwürdig und Hochgelehrte Herr M. Friedrich Christoph Steinhofer, treueifriger Specialis und Stadtpfarrer (Nachfolger Oetingers seit vor. Jahr); der Hochwohlehrwürdig und Hochgelehrte Herr M. Johann Friedrich Baumann, Diaconus und zugleich Pfarrer zu Ellhofen; der Hochedelgestrenge und Rechtsgelehrte Herr Johann Eberhard Renz, not. caes. publ. auch Stadt- und Amtsschreiber. – Sodann beede Burgermeister und zwar Herr Johann Dan. Ziegler, Amtsburgermeister und Herr Johann Georg Renner, Bauburgmeister. – (Add. Präceptor war: Gottl. Adam Holland, 1738/61, vorher Präceptor in Rosenfeld 1735/38, nachmals Pfarrer in Lichtenstern 1761/62. – Collaborator: Johann Schwan 1714/63. – Schulmeister: Joh. Lautenschläger, s. oben).


  1. *) Schon im Stadtr.Prot. von 1760 ist gerügt, daß der Schieferdecker das Kreuz auf den durch Blitzstrahl beschädigten und reparirten Thurm nicht gerad und senkrecht hinaufgemacht. Der Meister versprach auch, denselben recht zu stellen. Aber die senkrechte Linie der Thurmspitze wird noch heutiges Tages vermißt.