Seite:Dillenius Weinsberg 194.png

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Magazine in Heilbronn, wobei nach Titot mit östreichischen Mehlwagen aus Ungarn die Wanderratte (mus decumanus) als bleibender Gast bei uns eingeführt wurde, entstand eine außerordentliche Theurung der Früchte, so daß im Juni dieses Jahres ein Heilbronner Malter Korn (etwas weniger als 1 württ. Scheffel) 18 fl., Dinkel 12 fl., Haber 11 fl. galt. Daher fortwährend steigende Brodtaxe. Im Januar 29 kr., Februar 30 kr., März 32 kr., April 33 kr., Juni 36 kr., Juli 38 kr., September und October 36 kr., November 38 kr. Da die Östreicher damals noch Vieles baar bezahlten, so bereicherten sich dabei viele Lieferanten, Fuhrleute und Bauern und die Feldgüter erlangten einen nie erhörten Preis. Auf der andern Seite aber flößte die Nähe des Kriegsschauplatzes, von welchem man bei Westwind den Donner des Geschützes hören konnte, um so mehr stete Besorgnisse ein, als man von den republikanischen Heeren, ihren maßlosen Requisitionen und Plünderungen und Gewaltthätigkeiten aus den von ihnen besetzten Rheingegenden hörte. Im October hatte Weinsberg 77 Frohnfuhren zu Abführung des k. k. Monturdepots nach Heilbronn zu stellen. – Zu verwundern ist, daß das Lazareth von 94/95 nicht wie gewöhnlich mehr Seuchen mit sich brachte. Es starben in diesem Jahr nur 60 Personen, darunter besonders viel im Sommer an der Ruhr, und erst im folgenden Jahr 1796, wo die Blattern einrissen und vom October an 31 Personen wegrafften, 111 Menschen. Indessen kam mit diesen Durchzügen, bei welchen Weinsberg im November Einquartirung vom Depot des k. k. Regiments Erzherzog Carl hatte, ein anderes Unglück, die Viehseuche, welche durch ungarische, der kaiserlichen Armee zugetriebene Ochsen eingeschleppt wurde und sich so verbreitete, daß der Viehmarkt zu Heilbronn in den folgenden Jahren 96, 97 und noch 99 nicht gehalten werden konnte, und daß es nicht möglich war, die Vorspann von 1080 paar Ochsen zu stellen, welche die Östreicher im Juli 96 zum Weitertransport eines kaiserlichen Artillerie-Parks und einer Menge von eisernen Kugeln von Heilbronn nach Hall – neben 576 Pferden verlangten. – Strenger Winter bis Anfang Februar. Frostnacht 14/15. Mai. Sommer ziemlich warm. Mittelmäßige Erndte. S. oben Brodtaxe. Der Herbstertrag dieses Jahres war gering, die Qualität aber noch besser als voriges Jahr. Weinrechnung gestiegen. Preis 72 fl. bis 79 fl. 50 kr. – Decan M. Klüpfel † 10. Mai. Succ. Pf. Gratianus v. Ofterdingen.

1796. Im milden Winter von 95/96 lag hier 1 Compagnie vom Fürstenbergschen Kreis-Infanterieregiment nebst einer vom Regiment Wolfegg, um das zu Heilbronn stehende Belagerungsgeschütz zu bewachen. Von Ersterer starb hier den 27. Februar ein Soldat Kohn; und da – bemerkt das Todtenbuch – der katholische Hauptmann v. Braun beide Compagnieen, fast lauter Katholiken, den ganzen Winter alle Sonntage mit einer Wachtparade in die Predigt geführt, so wurde auch dieser Soldat ritibus nostrae ecclesiae mit Ehren beerdiget. Sie lagen noch am 2. Mai hier. – Die Theurung der Früchte hielt noch an, so daß an Georgii 1 Heilbronner Malter Korn 15 fl. 44 kr., Dinkel 9 fl., Haber 10 fl. 40 kr. kostete. Brodtaxe: Februar 37 kr., März 36 kr., Mai 34 kr., Juni 32 kr., August 26 kr., September 24 und 22 kr., October 24 kr., December 26 kr. – Vom 17. bis 21. Mai lag hier 1 kais. kön. Executionscommando von 1 Officier und 34 Mann wegen nicht geleisteter Holz- und Strohlieferung, was ausserordentliche Kosten verursachte.

Nach Aufkündigung des Waffenstillstandes (21. Mai), wo Erzherzog Carl 20,000 Mann von seinen Kerntruppen gegen Bonaparte nach Italien schicken mußte, und die dadurch geschwächte deutsche Armee am Rhein sich nur defensiv verhalten konnte, brach