Seite:Dillenius Weinsberg 195.png

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General Moreau – den 24. Juni – bei Kehl über den Rhein, stürmte den 2. Juli den Kniebis und drängte die Östreicher und die Reichsarmee nach Schwaben zurück. Auf die Nachricht davon mußte auch die Landmiliz (s. 1794) mit den württembergischen Truppen gegen den Schwarzwald marschiren, erhielt aber schon im Hinmarsch die Nachricht, daß die Franzosen die Kniebisschanze genommen und die Östreicher ihnen Freudenstadt überlassen haben; worauf sich der sie commandirende General von Hügel nach Stuttgart zurückzog (7. Juli). Sie wurde in Folge des vom Herzog mit den Franzosen geschlossenen Waffenstillstandes (17. Juli) nach Hause entlassen und versah während des Waffenstillstandes und während der Durchmärsche fremder Truppen durch das Herzogthum in den Städten und Dörfern die Wachen. Diese Anstalt wurde aber im December 1799 wieder aufgelöst und ihre Waffen wurden dem regulären Militär übergeben. (v. Stadlinger, Gesch. des württ. Kriegswesens. 1856. S. 468 ff.) Der Waffenstillstand mußte von Württemberg mit 4 Millionen Franken, 100,000 Ctrn. Brodfrüchten, 50,000 Säcken Haber, 50,000 paar Schuhen, 100,000 Ctrn. Heu und 4200 Pferden erkauft werden. An den Schuhen hatte das Oberamt Weinsberg im October 400 Paare zu liefern. Auch Baden und die übrigen Stände des schwäbischen Kreises erhielten um noch theureren Preis Waffenstillstand. Aber der Krieg zwischen den Östreichern und Franzosen dauerte noch fort. Doch zog sich Erzherzog Carl vor Moreau von Pforzheim aus nicht über Heilbronn und unsere Gegend, wie man fürchtete, sondern über Vaihingen, Cannstadt, Eßlingen, Geißlingen – fechtend nach Nördlingen und über den Lech zurück, worauf er sich gegen den, über Würzburg und Nürnberg vorrückenden General Jourdan wandte und diesen bei Amberg (24. August) und Würzburg (3. Sept.) zurückschlug, so daß sich auch Moreau aus Schwaben zurückziehen mußte.

Auf diese Art wurde unsere Gegend, deren Bewohnern das Oberamt bei vorkommender französischer Einquartierung „Geduld und Klugheit“ empfahl, in diesem Jahr von keinem Hauptcorps berührt und die Kriegsdrangsale, welche die plündernden Republikaner brachten, wurden nur vom Mittel- und Oberlande her vernommen, wo es selbst bei der Hauptstadt und noch mehr bei Cannstadt zu einem Zusammentreffen beider feindlichen Heere kam (18. und 21. Juli). – Im August grassirte hier das Schleim- und Nervenfieber. Herzog Friedrich Eugen, dessen ganzes Land nach dem Rückzug der Östreicher von französischen Truppen besetzt war, schloß am 7. August einen besonderen Frieden mit Frankreich, was sodann die im October wiederkehrenden und das Land überschwemmenden kaiserlichen Heere veranlaßte, das Land durch unerschwingliche Forderungen zu drücken. Sie hatten das Requiriren von den Franzosen gelernt, bemerkt Titot, auch in Beziehung auf die Reichsstadt Heilbronn, in seinen Beiträgen zur Geschichte Heilbronns, S. 26. – Im September d. Js. wurde Amtsbürgermeister Käpplinger als Deputirter zum Landtag gewählt. – Einwohnerzahl 1398. – Die Reben litten durch Frost im April. Im Mai deßhalb auf herzogliches General-Rescript Räuchern der Weinberge mit 10 Büscheln Rebholz per Morgen angeordnet. Sommer warm und trocken. Der Herbst dieses Jahres gab ziemlich vielen Wein von mittlerer Güte. Weinrechnung vom 20. Nov. 72 fl. Preis bis 82 fl. Reichliche Getraide-Erndte. Daher Sinken der Preise.

1797. Rückwirkung der großen Mund- und Futtervorräthe, welche die Östreicher schon im Januar zu Heilbronn anlegten, auf Weinsberg und seinen Bezirk. Früchte, auch Schuhe, Hosen, Holz etc. wurden nach Mannheim hinab