Seite:Dillenius Weinsberg 197.png

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das Wasser in Fluß zu bringen. – Stadtvicar war nach dem Tode des Decans Gratianus M. Klein; Diaconus M. Neuffer rückt als Decan vor im Mai. eod. zieht der neue Diaconus, Repetent Vischer auf.

Der neuentbrannte Krieg zwischen Frankreich und Deutschland, an welchem jetzt auch Württemberg thätigeren Antheil nahm, begann im März d. Js. zwischen der oberen Donau und dem Bodensee, wo die Heere des bei Straßburg über den Rhein gegangenen französischen Generals Jourdan und des von Augsburg herziehenden Erzherzogs Carl auf einander stießen. Jourdan wurde bei Ostrach, Stockach und Tuttlingen geschlagen und mußte sich mit den Trümmern seines Heeres hinter den Rhein zurückziehen. Aber als Erzherzog Carl sich, mit Zurücklassung eines Beobachtungscorps unter General Sztarray, meist aus schwerer Cavallerie bestehend, gegen die Schweiz wandte, gieng eine französische Heeresabtheilung am 26. Aug. bei Mannheim über den Rhein und rückte schnell gegen Heilbronn vor, wo ein Bataillon Würzburger Infanterie (über 1000 Mann stark) und eine Abtheilung östreichischer Cürassiere und Husaren lagen. Es war am 28. Aug. gerade Krämer- und Roßmarkt auf dem Schießplatze (der Rindviehmarkt war wegen der Viehseuche abbestellt worden), als sich auf einmal Vormittags das Gerücht vom Anrücken der Franzosen verbreitete. Da entstand eine beispiellose Verwirrung. Die Krämer packten eiligst ein; die Obsthändler stürzten ihre Körbe um, um desto leichter fortzukommen; das Zugvieh wurde mit Schreien und Schlagen fortgetrieben. Die Fremden, worunter natürlich auch Viele von Weinsberg, drängten sich durch die damals sehr enge Thore hinaus und brachten die Schreckensbotschaft mit in ihre Heimath. Die Einwohner von Heilbronn flüchteten in ihre Häuser und verschloßen alle Läden und Thüren. Die ausgeschickten östreichischen Husaren zogen sich nach kurzem Plänkeln in die Stadt zurück. Die Würzburger Infanterie gerieth so in Angst, daß ihr Commandant es nicht wagen konnte, sie dem Feinde entgegenzuführen. Unter dem Gespött der Czeckler, die sie „Herrgottssoldaten“ nannten, marschirten sie eiligst ab. Der östreichischen Cavallerie, die sich von der Infanterie verlassen sah, blieb nun nichts übrig, als die Stadt ebenfalls zu räumen, worauf General Ney mit seinem kleinen fliegenden Corps, aus elsässischen blauen Husaren, Grenadieren und Voltigeurs bestehend, Mittags zwischen 11–12 Uhr vor dem Brückenthor erschien und überrascht, daß man das Thor sogleich öffnete, vorsichtig und einen Hinterhalt fürchtend, in ganz kleinen Abtheilungen mit gespanntem Hahnen in die Stadt einzog. Ney quartierte sich im Gasthof zur Rose ein, legte 160 Grenadiere in die Schulen, die Officiere in Bürgerhäuser, und ließ seine Truppen an der Frankenbacher Höhe lagern. Nun gieng es an’s Requiriren. Außer Uniformen, Schuhen, Weißzeug etc. für die Soldaten, mußten 130,000 Frks., dem General selbst 5000 Frks., seinem Kammerdiener 10, dem Commissär 16, dem Commandanten 15 Louisdor bezahlt werden. Daneben erlaubten sich die Soldaten alle möglichen Bedrückungen und Gewaltthaten gegen die Einwohner und ihre Wirthe. Weinsberg sah nur einzelne Vorposten, welche gegen die Nachhut der abziehenden Szeckler-Husaren durch die Stadt plänkelten, aber sich gleich wieder auf Heilbronn zurückzogen, da Ney schon nach 2 Tagen (am 30. August) wegen des Vorrückens der württembergischen Truppen bis Lauffen (4 Infanteriebataillons, 1 Detachement Chevauxlegers und 1 Batterie von 8 Dreipfündern) unerwartet schnell über Frankenbach und Fürfeld nach Kirchhard abmarschirt war, wo er 8 Tage mit seinem Corps stehen blieb und von dort aus andere Gemeinden in Contribution setzte. Am 7. September griff er,