Seite:Dillenius Weinsberg 198.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

von Frankenbach über Böckingen ziehend, bei Nordheim und Lauffen die Württemberger an, die sich mit den unter Oberst Wolfskehl stehenden Östreichern und den obgedachten Würzburgern vereinigt hatten, wurde aber tapfer von ihnen empfangen und zog sich nach kurzem Gefecht wieder zurück, Heilbronn zum zweitenmal heimsuchend, wo er zum zweitenmale eine Contribution von 100,000 Frcs. in Geld, 5000 Ellen feine Tücher, 5000 Ellen Leinwand, 4000 Pfd. Brod, 4000 Pfd. Fleisch, 4000 Ctr. Heu, 4000 Rationen Haber, 50 Reit- und 100 Zugpferde binnen 24 Stunden verlangte; sonst lasse er 8000 Mann einmarschiren. Auf die Gegenvorstellungen des Senats wurden 9 der ersten Bürger um Mitternacht mit 1 Officier und 14 Mann in ihren Häusern abgeholt und als Geisel in einem Zimmer der Rose festgehalten mit der Bedrohung, wenn die ganze Requisition nicht bis Morgen geliefert sei, sie nach Landau abzuführen. Endlich hatte man 35,000 Frks. theils baar, theils in Silbergeschirren (à 1 fl. 12 kr. per Loth), theils mit Wechseln auf Mannheim, Straßburg und Frankfurt beisammen. Den Adjutanten und Officieren mußten überdieß gegen 400 Ellen blaues Tuch zu Röcken und Mänteln und dem General Ney 2 Zugpferde nebst einer Chaise geliefert werden. Was diesen williger machte, sich statt der verlangten 100,000 Franks mit 35,000 Frks. zu begnügen, war die in der Nacht vom 7/8. Sept. erhaltene Nachricht von dem Heranrücken des aus der Schweiz herbeieilenden Erzherzogs Carl, vor welchem er zurückweichen mußte und deßhalb in der Nacht vom 7/8. Septbr über Neckarsulm und Kochendorf, andererseits über Fürfeld und Sinzheim Heidelberg zu abmarschirte, wobei überall noch so viel als möglich erpreßt wurde; so in Kochendorf gegen 3 Geisel 1500 fl., in Bonfeld gegen 1 Geisel 440 fl. Zu Nordheim wurden viele Häuser geplündert und die Einwohner mißhandelt. Als hier die Reihe auch an das Pfarrhaus kam, und die Plünderer Alles, was Werth hatte, zusammenzuraffen anfiengen, that Pfarrer Hofer ganz dasselbe und plünderte für sich selbst; welcher originelle Einfall den Franzosen so wohl gefiel, daß sie lachend dem Pfarrherrn Alles ließen, was er einmal weggenommen hatte *)[1]. Der Erzherzog traf am 11. September in Vaihingen ein, entsetzte hierauf das schwerbedrängte Philippsburg, stürmte am 18. das verschanzte Lager der Franzosen bei Mannheim, drang mit diesen in Mannheim ein und jagte sie wieder über den Rhein; wobei sich die durch das Zusammenschießen der Schiffbrücke abgeschnittenen 1800 Mann mit 2 Generalen, 65 Offizieren und 23 Kanonen sammt vieler Bagage ergeben mußten. Von diesen Gefangenen kamen schon am 20. Sept. die 65 Officiere und am 22. September 1600 Soldaten nach Heilbronn zurück, worunter Viele, welche wenige Tage zuvor die Städter mit Siegesübermuth geplagt hatten. Doch hatten die Heilbronner Achtung vor dem Unglück und ein Knabe, der aus Franzosenhaß vor einem solchen Gefangenen ausspuckte, wurde sogar in der Schule dafür gezüchtiget. – So nahe dießmal das Ungewitter Weinsberg gestanden war, so kam die Stadt doch mit dem auf dem Heilbronner Markt am 28. August geholten Schrecken und einer leichten Vorpostenplänkelei durch die Hauptstraße (s. oben) davon, da der Verlauf ein so rascher war, und da die Franzosen sich beidemale nur 2 Tage in Heilbronn oder jenseits Heilbronn aufgehalten hatten, so daß der befürchtete


  1. *) Titot, Beiträge etc. S. 47. Wer den Franzosen zum Lachen bringen kann, hat ihn gewonnen. Es mahnt dieß übrigens an eine andere Plünderungsgeschichte in Schwaben, wo ein gutmüthiger Republikaner den stumm und betrübt dem Plündern zusehenden Hausvater selbst freundlich einlud: „Bauer, gripp an mit!“