Seite:Dillenius Weinsberg 199.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

feindliche Besuch unterblieb. Dagegen war im September dieses Jahres bereits Ordre gegeben, das königl. kaiserl. östreichische Hauptfeldspital wieder hier einzurichten. Der k. k. Spitalverwalter Glöckner, der Regimentsarzt und der Spitalcommandant trugen aber, nach genommenem Augenschein, Vieles zur Abwendung bei und änderten das schon anbefohlene Einrücken des Spitalpersonals und der Spitalrequisiten ab. Der östreichische Feldspital wurde ohnehin plötzlich nach Rottenburg am Neckar zurückgezogen, weßwegen das schon beschlossene Weinpräsent an obige Personen von je 1 Dutzend Bouteillen unterblieb. – Aber die Niederlage des russischen Generals Korsakow bei Zürich (25. September) nöthigte den Erzherzog Carl, von Mannheim wieder der Schweiz zuzuziehen mit Hinterlassung eines schwachen Beobachtungscorps unter General Fürsten von Schwarzenberg. Diesen Abzug benützte der französische General Lecourbe, am 4. Okt. über den Rhein zu gehen, das Schwarzenberg’sche Corps zurückzudrängen, Mannheim und Heidelberg zu besetzen, Philippsburg zu blockiren und den General Ney wieder mit 6000 Mann gegen Württemberg vorzuschicken, um die östreichischen Magazine zu zerstören, Württemberg zu brandschatzen und das östreichische Heer in Oberschwaben in seinem Rücken zu bedrohen. Ney’s Colonne rückte am 31. Oktober von Fürfeld her (zum drittenmal in diesem Jahr) in Heilbronn ein, während viele Einwohner gerade mit der Weinlese beschäftigt waren. Abermals wurde sogleich eine Contribution von 150,000 Frs. und vielen Naturalien verlangt; abermals 12 Kaufleute als Geisel ausgehoben und in einem Zimmer des Gasthofs zum Falken eingesperrt. Die Contribution wurde aber von dem commandirenden Brigadegeneral Rouyes endlich auf 10,000 Franks ermäßigt, weil sich die Franzosen abermals nicht lange hier behaupten konnten und Rouyes auf die Nachricht von Ney’s Unterliegen und Rückzug in der Nacht vom 3/4. November abmarschiren mußte. Ney war nämlich bereits an die Enz bei Bietigheim vorgedrungen, als sich ihm die Östreicher unter dem Prinzen von Hohenlohe-Waldenburg-Bartenstein (demselben, der früher eines der Regimenter Hohenlohe bei dem Condé’schen Corps commandirte) mit den württembergischen Hülfstruppen unter den Generalen von Phull und v. Seeger entgegensetzten und ihm am 3. November bei Löchgau, Erligheim und Bönnigheim ein Treffen lieferten, in dessen Folge Ney (und der von ihm durch das Bottwarthal gegen Ludwigsburg detaschirte General-Adjutant Ruffin) mit großem Verlust gegen den Rhein fliehen mußten. Während die Franzosen bei diesem letzten, dritten Einfall Heilbronn schonender behandelten als früher, suchten sie um so mehr die benachbarten Orte, Neckarsulm, Wimpfen, Beilstein, Oberstenfeld, Großbottwar, Lauffen heim. Aus beiden letzteren Städten schleppten sie Geisel mit sich fort, bis diese von ihren Gemeinden mit Geld ausgelöst wurden. Das Bottwarthal lag ihnen – auf dem Zuge Ruffins gegen Ludwigsburg, wo er sich mit Ney wieder vereinigen wollte – auf dem Wege. Weinsberg war seitwärts gegen Franken und außerhalb ihres Strebeziels, das diesesmal im Herzen von Württemberg lag. So hieng bei dieser, von jeher gefährlichen Nachbarschaft das Damoklesschwerdt mit allen seinen Schrecken dreimal über dem Scheitel von Weinsberg, ohne verderbend niederzufallen. Doch wurden, außer der täglichen Angst, die Rückwirkungen, wie oben bemerkt, mehr oder weniger fühlbar. – Noch im November dieses Jahres, wo der französische General Lecourbe mit Verstärkungen die Östreicher unter Prinz Carl von Lothringen bei Bruchsal zurückdrängte und Ney fechtend nach Sinzheim und Eppingen zog, drohte die Gefahr eines vierten Einfalls. Aber der östreichische