Seite:Dillenius Weinsberg 200.png

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Feldmarschalllieutenant Graf Sztarrai rückte von Oberschwaben mit einem starken Corps den Franzosen entgegen und schlug sie in den Gefechten bei Sinzheim und Nußloch (2. und 3. Dec.), von wo der Kanonendonner schreckend herüberscholl, so daß Württemberg von der Gefahr einer feindlichen Besetzung am Schluß des Jahrhunderts abermals befreit wurde. Seit dem 5. Nov. hatten die Östreicher Heilbronn wieder in Besitz genommen, wobei ein Commando Szecklerhusaren 12 Tage zu Weinsberg auf Vorposten lag. Die Stadt Heilbronn hatte die Magazine derselben zu füllen, ihre Kranke und Blessirte zu pflegen und zum Schleifen der Festungswerke von Mannheim 50–100 Handarbeiter zu stellen. Dec. 7. Abds. und 8. Einrücken eines sogen. Assistenzcommandos von k. k. Cürassieren in Weinsberg behufs der Einlieferung des neulich angesetzten Mehls und Fourage nach Cannstadt, welches sich als Executionscommando betrachtet. – Dec. Einführung der Sonntagsschulen auch im Winter. Heizung und 1 fl. Zulage für den Lehrer von der Stadt beschlossen. – Dec. Starke Spuren von der Viehseuche (Übergälle). Obrigkeitliche Maßregeln. Unkosten davon noch im August folg. Js. decretirt. Vom Dec. dss. Js. bis Mai folg. Js. hatte Weinsberg Standquartier von obgedachten Kaisercürassiren. – Jahrgang: Schnee und Frost noch im April. Sommer naßkalt mit wenig heißen Tagen. Der Herbst d. Js. gab nicht sehr vielen und sehr schlechten Wein. Weinrechn. hier: 38 fl. Sonstiger Preis 44 fl. Besser geriethen Frucht und Obst. Brodtaxe: 8 Pfd. Mai 22 kr., Juni 28 und 30 kr., Juli 28 kr., erst im December fallend auf 26 kr.

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Im Laufe dieses denkwürdigen 18. Jahrhunderts lebten zu Weinsberg nach den noch vorhandenen Grabsteinen: als Obervogt in den drei Städten und Ämtern Neuenstadt, Weinsberg und Möckmühl: Herkules Felix v. Bidenbach von Treufels, fürstl. württemb. Oberst, Herr zu Osweil (installirt 31. August 1744), † 25. April 1747 auf dem Weißenhof (Grabstein im Chor); als Stadt- und Amtsvogt: Ferdinand Conrad Hochstetter, geboren 1692, † 1751; als Vogt, nunmehr seit 1755 Oberamtmann: Carl Ludwig Malblank, geb. in Stuttgart 1708, † 1785, (Grabstein im Chor.) Nach Kirchenbuch: „vir ingenio, eruditione, morum suavitate et animi liberalitate ad aliorum usque invidiam praestans.“ Als Special-Superintendent und Stadtpfarrer: M. Joseph Malblank, † 1727, M. Ferd. Christ. Steinhofer, † 1761, s. das Verz. der Geistlichen; als Stadt- und Amtsschreiber: Johann Eberhard Renz, geb. 1708, † 1786; als Kellereigegenschreiber und Amtsbürgermeister: Georg Jakob Kümmerlin, geb. 1708, † 1742; als Amtsbürgermeister, zugleich Hauptzoller, Hofkammerrath, Landschaftsmitglied: Johann Dan. Ziegler, geb. 1710, † 1767; als Verwalter des Stifts Oberstenfeld: Georg Friedr. Moser, geb. 1713, † 1750; als Bürgermeister und zugleich Apotheker: Johann Georg Werner (nach Epitaph. sr. Frau. Jahr fehlt); als Gerichtsherren: Johann Michael Reyscher, geb. 1654, † 1726, Johann Friedrich Auer um 1733, Johann Friedrich Scheuermann, zugleich Handelsmann, † 1735, alt 44 Jahre; Johann Renner, zugleich Sonnenwirth, geb. 1716, † 1776.

Nach den Kirchenbüchern und anderen Nachrichten waren in diesem 18. Jahrhundert evangel. Stadtpfarrer, von 1710 zugl. Specialsuperintendenten: (Über ihre frühere Anstellung s. unten Reihenfolge etc.) 1) M. Joh. David Hermann, 1703–10, Special 1710–14, im Chor der Kirche nach Grabstein begraben 1714; 2) Joseph Malblank, 1714–27, s. oben; 3) M. Friedr. Wilhelm Schmid, 1727–42, † hier 1742; 4) M. Philipp Gottfried Faber, 1742–52, verschwindet